Augustin 574
K-Wörter
Ich war 15, als ich das erste Mal mit Schulkolleg:innen und Genoss:innen der PCP – Partido Comunista Português (Kommunistische Partei Portugals) plakatieren war. Heute bin ich 43 Jahre alt und weiß zwar nicht mehr was wir damals auf Portos öffentlichen Wänden kundgetan haben, ich erinnere mich aber gut, dass es kein Tabu war, kommunistisch zu kleben und/oder zu wählen, im Gegenteil.
Dass das Wort Kommunismus in Österreich dermaßen «Aussprechensängste» auslöst, sodass sogar vom «K-Wort» die Rede ist, schockiert mich, bei allem Verständnis dafür, dass man bei «Kommunismus» hierzulande an den sog. Realsozialismus und seine Verbrechen denkt. Denn Kommunismus verbinde ich mit antifaschistischem Widerstand. Ohne PCP hätte es keine Nelkenrevolution in Portugal gegeben, weil keinen geheim organisierten Widerstand, der den Militärputsch erst möglich gemacht hat.
Kommunismus steht für «ein solidarisches Wirtschaftsmodell, in dem gemeinsam erwirtschaftet und das Erwirtschaftete an alle verteilt wird». Im Grunde, wie Ökonomin und Politikwissenschaftlerin Gabriele Michalitsch mit einem Vergleich ergänzt, «funktionieren Familien kommunistisch».
Demokratisch sei unser politisches System. Ein Blankoscheck alle fünf Jahre?! Jedenfalls nicht für mich, als nicht-österreichische Staatsbürgerin werde ich von der Nationalratswahl ausgeschlossen.
Augustin-Gründer Robert Sommer, der übrigens am 25. April 1974 auf den Straßen Lissabons die Nelkenrevolution miterleben durfte, plädiert in der aktuellen Coverstory für Klimaräte, ohne die es keine Klimarettung geben kann. Mit Mallorca als Vorbild! (Inzwischen wird tatsächlich gute Politik auf spanischen massentouristischen Partyinseln gemacht.) Die Mittelmeer-Insel geht nämlich in Sachen Rätedemokratie für Klimapolitik keine Kompromisse ein (S. 6).
Ob in der Klima- oder Sozialpolitik: Große Mängel, muss man immer wieder feststellen, sind ebenfalls fast immer auf ein K-Wort zurückzuführen. Aber auf eines, das mit «Kapital» beginnt.
(Coverillustration: Bernd Pegritz)