Augustin 610

Straßengeschichten

So unterschiedlich die über 400 Menschen sind, die den ­Augustin verkaufen, so vielfältig sind auch die Gründe, warum sie als Kolporteur:innen arbeiten. Sie bilden keine homogene Masse, doch sie verbindet so einiges. Sie stehen vor Supermärkten, bei U-Bahn-Stationen, an vielen Ecken der Stadt, sind als Bestandteil des Stadtbildes nicht wegzudenken. Selbst sind sie im öffentlichen Raum gut sichtbar, doch unsichtbar bleibt die Diskriminierung, Entrechtung und Kriminalisierung, der sie tagtäglich ausgesetzt sind. Und das aus dem schlichten Grund: weil sie dastehen – und den Augustin verkaufen.
Doch weder Armut noch Kolportage ist ein Verbrechen, und alleine sind sie nicht. Unsere Sozialarbeiter:innen hören zu, vermitteln zu Hilfsorganisationen, leisten Rechtshilfe, intervenieren, manchmal reicht schon ein Telefonat, um ihre Rechte zu verteidigen. Welche Schikanen Augustin-Verkäufer:innen tagein, tagaus auf der Straße erleben und wie ihnen das Augustin-Team zur Seite steht, dazu haben Florian Müller und ich recherchiert, Erfahrungsberichte von Verkäufer:innen ergänzen die Titelstory – ab Seite 6.
In selbstgeschriebenen Kurztexten legen auch Deutschlernende eines VHS-Basisbildungskurses in Floridsdorf ihre Biografien dar (Seite 30). Aufrüttelnde Geschichten von Krieg, Flucht und Schicksalsschlägen, aber auch von Ankommen und Hoffnung.
Menschen über ihre Erfahrungen, Sorgen und Wünsche selbst sprechen – und schreiben – zu lassen, ist demokratisch fundamental. Genug ist das aber nicht. Blicken Sie, liebe:r Leser:in, in das alltägliche Leben der Augustin-Kolporteur:innen – mit der Lektüre dieser Zeitung aber auch in Gesprächen auf der Straße! Intervenieren auch Sie für ihre Menschenrechte. Denn ohne sie gäbe es diese Zeitung nicht. Der Dank gebührt also euch, liebe Augustin-Verkäufer:innen, dass ihr da draußen bei jedem Wetter und jeder Laune, die Stellung – und damit diese Zeitung – (er)haltet.

TEXT: SÓNIA MELO

COVERFOTO: NINA STRASSER

Was will ich überhaupt?

Augustiner Franz Frantschesko Sramek

F13 wurde 2002 kreiert und ich war bei der ersten Aktion dabei. Ich habe zwei Jahre vorher angefangen mit der Performerei, als Spätberufener mit 43. F13 gefiel mir, weil mich der öffentliche Raum fasziniert, und außerdem ist der Augustin ein ­super P… weiterlesen

Großes lohnendes leuchtendes Projekt

Eing’Schenkt (4. Dezember 2024)

Was wäre, wenn Erika am Tisch der Regierungsverhand­lungen sitzen würde? Erika lebt in Salzburg mit zwei Kindern. Sie ist alleinerziehend und arbeitet halbtags im Handel. Das Wohnen ist unleistbar, die Wohnkosten sind immens. Einmal ist sie schon umg… weiterlesen

Kolportage ist kein Verbrechen!

Willkürliche Verwaltungsstrafen, unrechtmäßige Geldabnahmen, Abschiebungen, illegale Verhaftungen, rassistische Übergriffe von Passant:innen. Welchen Schikanen Augustin-Verkäufer:innen tagtäglich auf der Straße ausgesetzt sind, schockiert. Unterstütz… weiterlesen

«Wir sind keine Kriminellen»

PROTOKOLL: SÓNIA MELO
DOLMETSCH: BLAGOVESTA NIKOLOVA

Ich heiße Milen Dimitrov, bin 35 Jahre alt und aus Ruse in Bulgarien. Ich bin seit fast 10 Jahren in Wien, seit drei verkaufe ich den Augustin. Eineinhalb Jahre habe ich darauf gewartet und war… weiterlesen

Eine Geburt, nach der jemand fehlt

Die Rate der Schwangerschaftsverluste ist hoch, das Schweigen darüber könnte kaum ausgedehnter sein. Die Folgen: Schuldgefühle und Isolation. Betroffene, Hebammen und Frauenärztinnen plädieren hier für die Enttabuisierung von Fehlgeburten.

Es gibt… weiterlesen

Die Welt braucht eine neue Klimaarena

Klimazone (Dezember 2024)

Es steht derzeit nicht gut um die globale Klimapolitik. Donald Trump hat im Wahlkampf angekündigt, erneut aus den globalen Verhandlungen aussteigen zu wollen. Bereits in seiner ersten Amtszeit sind die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetre… weiterlesen

Die Care-Gesellschaft und das Ich

Sachbuch/Essay

Individuelle und gesellschaftliche Identitätskrisen umfassend zu betrachten, dazu regt Alice Hasters in Identitätskrise an. Sie untersucht den Zusammenhang, geht dabei systematisch vor und unterteilt die Lektüre in zwei Abschnitte: In Teil I markiert… weiterlesen

Menschen in Palermo

Sizilien gilt als eine der ärmsten Regionen der EU. Der Fotojournalist Giovanni Lo Curto hat die letzten paar Jahre damit verbracht, Obdachlosigkeit in seiner Heimatstadt zu dokumentieren. Ein Auszug aus seiner Reportage Palermo Amara (Bitteres Paler… weiterlesen

ÖZIV-Preis für Bettina Enzenhofer

Wos is los … beim Augustin? … im Dezember 24

«Es ist ganz einfach, man muss nur den Leuten zuhören und Rücksicht nehmen», sagt ­Felicia Steininger. Sie ist Redakteurin, lebt mit ­Autismus und hat der Journalistin Bettina Enzenhofer erzählt, wie es ihr damit in der Arbeitswelt so geht. «Wenn das… weiterlesen

«Mama, wann, wenn nicht jetzt?»

Lokalmatador:in Nr. 560: Michaela Strohmayer

Michaela Strohmayer arbeitete 35 Jahre mit Kindern. Seit Mai lenkt sie Züge nach Baden.

ie Betriebspause in der Haltestelle Wien Oper reicht gerade aus, um mit dem Mobiltelefon das Opernhaus abzulichten. Die Mitarbeiterin der Wiener Lokalbahnen Gm… weiterlesen

In der Notaufnahme der Statuen

In luftigen Höhen, hoch über dem Karlsplatz, glänzt eine Gruppe von Adlern wie neu: Hier wird restauriert. Um zu erfahren, wie man Restaurator:in wird und ob man dazu mehr Kraft oder Ausdauer braucht, mussten auch die Kolleginnen ganz hoch hinaus …
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Monster und Motten

Aus der KulturPASSage (Dezember 2024)

Im Belvedere 21 trifft man derzeit im Erdgeschoß auf die erste Einzelausstellung in Österreich der in Zürich wirkenden Künstlerin Monster Chetwynd. Chetwynd lehrt an der Hochschule, verschmilzt verschiedene Techniken des künstlerischen Ausdrucks zu e… weiterlesen

Von Bäumen, Stolz und Lösungen

Die Autor:innen der folgenden Texte wohnen in Wien. Die Texte entstanden in einem Basisbildungskurs an der VHS Floridsdorf in Begleitung der Kursleiterin, Autorin und freien Augustin-Mitarbeiterin Nadine Kegele.

 
Hallo Politik!
Ali Jabran
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Wie verständigen sich Ameisen?

Eine Frage an … die Zoologin Caroline Reinwald

Ameisen leben in großen Gemeinschaften. Damit jede Ameise weiß, was sie zu tun hat, müssen sie sich absprechen. Das funktioniert anders als bei uns Menschen. Ameisen reden nicht mit Worten, sondern mit ihrem ganzen Körper. Zum Beispiel tasten sie sic… weiterlesen

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