Ausgabe 436 - 05/2017
Ka faire Milch? Affaire Milch!
«Kommt das in die Raiffeisenserie?», fragt uns ein junger Milchbauer, als wir ihn für die Coverstory um ein Interview bitten. Alles klar! Den Stellungskrieg, den österreichische Molkereien ihren Milchbäuer_innen in den letzten Monaten geliefert haben, versteht man fürwahr nur, wenn man das Giebelkreuz in die Milchrechnung miteinbezieht.Da ist ein Biobauer, der gerade einen Milchbetrieb übernommen und in einen EU-richtlinienkonformen Stallneubau investiert hat – natürlich mit Kredit, bei welcher Bank? Fragen Sie nicht! – und der dann, weil er sich laut und deutlich für einen höheren Milchpreis engagiert hat, von der Molkerei, deren Milchwagen an seinem Betrieb vorbeifährt, keinen Vertrag mehr bekommt. Der also zusperren müsste und einen Kredit für einen leerstehenden Stall zurückzahlen, denn die Milchkühe haben nur noch den Wert von Wurstwaren. Verkürzt erzählt – aber so hätte es sich beinahe zugetragen, wäre nicht in letzter Sekunde auch die «Bergland-Milch» (Latella, Schärdinger usw.) noch butterweich geworden und hätte ihre Schäfchen zu sich gerufen: Ich gebe euch Verträge, meine abtrünnigen Söhne und Töchter! Im Gegenzug sprecht ihr nicht mit der Presse.
Ja, schütteln Sie nur den Kopf. Man kann sich das nicht vorstellen. Es ist trotzdem wahr. Mit Schärdinger lässt sich’s leben? Oder nur um ein Haar nicht verrecken? Angelika Burgsteiner erzählt (Seite 6), wieso das Milchgeschäft keineswegs fair, sondern eine Affäre ist; womit wir leider nicht die heimliche Liebesbeziehung, sondern den unheimlichen Skandal meinen. Verronnen ist die Zeit, als wir Sumsi und Schulmilch noch mit naivem Kinderblick betrachten konnten …
Aber nicht alles, was in der Kindheit schön war, stellt sich später als böse heraus! Zum Beispiel «Komm, sagte die Katze», die erste Lektüre, die mich – mittels einer Katze, die alle Tiere in Not auf ihrem Floß aufnimmt – Solidarität lehrte: Angelika Kaufmann hat Mira Lobes Tierdrama in den 1970ern mit Bildern zum Leben erweckt. Wir haben die Illustratorin in ihrem Wiener Atelier besucht (Seite 24) und einen Blick in ihr neues Kinderbuch geworfen: In dem geht es um einen Straßenzeitungsverkäufer.
Auf den Frühling, also den wirklichen – nämlich den mit Sonnenschein – warten wir zwar immer noch, aber einen Wandertipp haben wir trotzdem parat: entlang der Triesting (Seite 20). Da erfahren jene Leute, die (wie einige Redakteur_innen) «Berndorf» bisher für eine harmlose Besteckmanufaktur gehalten haben, was Dessertlöffel mit Handfeuerwaffen zu tun haben. Viel Vergnügen!