Ausgabe 439 - 06/2017
Wo kommen meine Schuhe her?
Wo kommen eigentlich meine T-Shirts her? Meine Hosen, Teppiche oder die Briefkuverts? Fragen, die sich viele Konsument_innen stellen.Nicht immer sind die Antworten leicht zu recherchieren. Am einen Ende des Spektrums der Antwortmöglichkeiten könnte zum Beispiel «Fabrik in Bangladesh, in der Arbeiter_innen kaum Lohn erhalten und Arbeitsrechte nicht gelten» stehen. Am anderen Ende so etwas wie «lokale, nachhaltige Fair-Trade-Bio-Manufaktur». Wo genau in diesem Spektrum die Antwort «Aus dem Gefängnis» angesiedelt ist, ist nicht genau zu sagen, fix ist aber: Häftlinge stellen so einiges her, was im Alltag verwendet wird. Zynischerweise sogar Gitterstäbe für die Zellen der Haftanstalt. Für Unternehmen ist das billig, die Verdienstmöglichkeiten für die Arbeiter_innen gering, die Absicherungen auch, und dass Arbeit in Haft als Resozialisierungsmaßnahme begriffen wird, kann durchaus als sehr hinterfragenswürdige Annahme verstanden werden. Kommen in Zukunft auch die beliebten «Waldviertler» aus der Fabrik hinter Gittern? Die Firma GEA jedenfalls will ihre Kooperation mit der Justizanstalt Krems-Stein ausbauen. Der Frage, was das für wen bedeutet, ist Christof Mackinger nachgegangen (Seite 6).
Was es bedeutet, aus offiziellen Statistiken rauszufallen, ist eine andere Frage. In seiner Reportage über die Villacher Westbahnhoffnung, die wohnungslosen Menschen Aufenthaltsraum und Verköstigung bietet, legt Chris Haderer dar, dass nämlich viel mehr Menschen dort anzutreffen sind, als in der Wohnungslosenstatistik aufscheinen (Seite 8).
Viele Menschen treffen, sich unterhalten und die Geschichten, die ihnen anvertraut werden, in Comics zu verarbeiten, hat sich das Projekt Blickwinkel zum Ziel gesetzt, über das Martin Reiterer auf den Seiten 24 und 25 schreibt. Die Idee kam mit der Grundanahme, dass Vorurteile und Stereotypisierungen sich eventuell aufbrechen ließen, wenn wir einfach mal fragen und zuhören würden.
Fragen, zuhören und Vorurteile aufbrechen gehört auch zum Arbeitsalltag von Danijela Feichtinger. Mit der Sozialarbeiterin des Romano Centro hat Uwe Mauch für die Rubrik Lokalmatador_in gesprochen.
Und im Dichter Innenteil gibt es diesmal viel Platz für etwas, dem man, laut gelesen, auch sehr gut zuhören kann: Gedichte!