Ausgabe 441 - 08/2017
Aufs richtige Team setzen
Der Österreichische Fußballverband (ÖFB) und der ORF haben dazugelernt, wie ein Blick ins Augustin-Archiv belegt. Wir veröffentlichten im Jahr 2005 ein Interview mit Rosa Diketmüller zum Thema Frauenfußball. Die Sportwissenschaftlerin an der Uni Wien brachte ein anschauliches Beispiel für den damaligen Stellenwert von Frauenfußball in Österreich. Dem ORF sei in der 20-Uhr-Sportsendung das unmittelbar vor dem Anpfiff stehende Finale bei der Frauenfußball-WM (2003, Anm.) keine Meldung wert gewesen.2017 hat sich das Blatt gewendet, der ORF strahlte sogar Vorrundenspiele der Frauen-EM im Hauptabendprogramm aus. Auch beim Augustin hinterließ das Fußballereignis in den Niederlanden Spuren, denn Hannes Gaisberger nahm es als Anlass, mit Ines Polly eine Hauptakteurin der Wiener Frauenfußballszene vors Mikro zu holen (Seite 20).
Ein ganz anderer Bereich, wo auch schön langsam, aber sicher die Dominanz der Männer bröckelt, ist HipHop. Redaktionskollegin Ruth Weismann traf das von Wien aus agierende Kollektiv mit dem wunderbaren Namen Femme DMC. Wunderbar, weil lautlich an das New Yorker Buben-Trio Run DMC abgelehnt, doch auf einer Metaebene ironisch gebrochen: Femme DMC ist auf queer-feministischem Terrain unterwegs (Seite 24).
DJ, Journalistin und neuerdings auch noch Comicautorin: Vina Yun beschäftigt sich in Wort und gezeichnetem Bild mit einer Migrationsgeschichte, die hierzulande völlig ausgeblendet gewesen ist. In den frühen 1970er-Jahren wurden Südkoreanerinnen angeworben, um in der Krankenpflege zu arbeiten. Lisa Bolyos stellt die Autorin und ihre «Homestories» vor (Seite 26).
Apropos anwerben, in dieser Ausgabe finden Sie groß an prominenter Stelle platziert (Seite 5) eine Jobausschreibung, wir suchen nämlich eine_n Anzeigenverkäufer_in. Sehr wohl wissend – schließlich leben wir nicht auf dem Mond –, dass der Anzeigenmarkt im Printbereich in den letzten Jahren ordentlich krachte. Doch was für den Mainstreambereich gilt, muss nicht zwingend für eine Straßenzeitung wie den Augustin gelten. In diesem Sinne zitieren wir abschließend noch einmal Rosa Diketmüller aus dem Interview von 2005: «Das Frauennationalteam würde mit geringen Investitionen viel schneller Erfolge als das Männernationalteam erzielen.» Der ÖFB scheint doch noch aufs richtige Team gesetzt zu haben.