Ausgabe 452 - 02/2018
Aktuell und super-sauber
Stadtrundgänge sind zurzeit groß in Mode. Selbst abseits ausgetretener Tourist_innenpfade kann sich das Angebot mittlerweile sehen lassen. Etwa die Vienna-Ugly-Tour von Eugene Quinn. Der gebürtige Brite führt zu architektonischen Geschmacksverirrungen und Bausünden in Wien – und erhielt deswegen schon Klagsdrohungen von so manchen Besitzer_innen der Freiluft-Exponate, wie der Kurier kürzlich berichtete.Den Themenrundgang Wohnungslosigkeit bieten gegenwärtig in Wien sogar schon drei verschiedene Agenturen an: Neben den «Supertramps» und den «Shades Tours» reiht sich hier auch noch der Augustin mit seiner «Strawan-zerei» ein (zugegeben, wir hätten uns einen hipperen Projektnamen einfallen lassen können).
Unser Radio- und Printmitarbeiter Karl Weidinger ist noch ein bisschen weitergegangen, in Richtung Crime (den Sex überlassen wir anderen). Er präsentiert in Bild, Ton und Wort die «Kleine Wiener Häfen-Tour» (S. 18), die wir gerade jenen Leser_innen und Radio-Augustin-Hörer_innen ans Herz legen möchten, die noch nie den Fuß im Kriminal hatten. Der guten Ordnung halber sei hier noch erwähnt, dass Karl Weidinger super-sauber ist.
Dagegen legte die neue Regierung ein Programm vor, das in einigen Bereichen in Richtung Verbrechen gegen die Menschlichkeit geht. Lisa Bolyos hat es sich, trotz Karenz, nicht nehmen lassen, Expert_innen in Sachen Straf- und Arbeitsrecht zum Regierungsprogramm zu befragen (S. 6) Die Antworten sind alarmierend – besonders für jene, die sowieso nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind.
Apropos Karenz: Auf prominenter Seite fünf stellen wir Lisas Vertreter vor. Mit Samuel Stuhlpfarrer haben wir einen Kollegen gewonnen, der gleich in seiner ersten Redaktionssitzung Konzepte, Ideen und Beiträge aus dem Ärmel schüttelte. Uns alteingesessenen Redakteur_innen blieb nur noch zu staunen und zu jubeln. Samuel hat sich in jüngerer Vergangenheit unter anderem intensiv mit Fragen zu Stadtentwicklung beschäftigt und ist somit die Idealbesetzung für unsere neue Serie «Immo Aktuell» (S. 13). Wir beleuchten darin (Fehl)Entwicklungen im öffentlichen Raum, in der Stadtplanung und im Wohnbereich. An Stoff wird es bestimmt nicht mangeln, denn das international viel gerühmte und oft zitierte Rote Wien hat schon ordentlich an Glanz verloren. – Da kommt mir schön langsam eine (Geschäfts)Idee: Stadtrundgänge durchs neoliberale Wien.