Ausgabe 462 - 06/2018

Lese-Sport

Vor kurzem habe ich eine gute Freundin in New York besucht. Die Stadt, die niemals schläft und in der 1989 die erste (so wird gesagt) Straßenzeitung gegründet wurde. Street News gibt es allerdings nicht mehr, und zumindest mir fiel in den Straßen des Big Apple niemand auf, der eine Zeitung verkaufte. Den AUGUSTIN gibt es zum Glück noch, und je mehr Menschen ihn mitnehmen, desto besser für die rund 400 Verkäufer_innen und das Fortbestehen der Zeitung. Denn Subventionen bekommt der AUGUSTIN keine.Die Zeitschrift Frauen*solidarität hat bislang öffentliche Förderungen bekommen, doch die wurden nun gestrichen. Kein Geld mehr vom Frauenministerium. Ein ziemlicher Dämpfer, leider aber bei dieser Regierung und ihrer Frauen- und Sozialpolitik nicht wahnsinnig verwunderlich. Was können wir tun? Zum Beispiel die Zeitschrift mit Abos unterstützen und dafür geballt-super Lesestoff bekommen (Seite 34).

Apropos Lesestoff: Im Urlaub wird ja gerne mal zum reißerischen Thriller gegriffen. So einen, quasi, haben wir diesmal auch im AUGUSTIN. Auf Seite 6 begibt sich Hedi Hrdlicka auf die Spuren des Skandals um das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), in dem sogar angebliche Sex-Partys eine (kleine) Rolle spielen.

Auch einem Thriller gleicht manchmal der Sport, denkt man an Korruption in großen Verbänden oder Dopingskandale. Aber was ist Sport? Wenn Ihnen diese Frage unserer Titelstory ebenso absurd erscheint, wie uns zuerst, dann lesen sie bei Hannes Gaisberger auf Seite 22 nach. Er hat die Bundes-Sportorganisation besucht, die entscheidet, was offiziell als Sport anerkannt wird und was nicht. Spoiler: Eisstockschießen gilt als Sport, Bodybuilding nicht.

Viel Körpereinsatz verlangen jedenfalls auch so manche Performances, die gelten dann aber weniger als Sport denn als Kunst, und das (selbst wenn «Das ist doch keine Kunst» gerne mal in die Debatte geworfen wird) auch ohne amtliche Beglaubigung. Auf eine solche hätte Drahdiwaberl-Mastermind Stefan Weber wohl auch herzlich verzichtet, denn auf Obrigkeiten hören gehörte nicht zu seinem Repertoire. An den am 6. Juni verstorbenen Musiker und Künstler erinnert sich einer der Drahdiwaberl-Akteure, Karl Weidinger, auf Seite 30.

Auf Seite 36, im dichter innenteil, gibt es noch einen berührenden Nachruf : In Die roten Turnschuhe erinnert sich Vera Vasiljković in wunderschönen Worten an Mischa, ihren «liebsten, verstorbenen Heimatfreund». R. I. P. Mischa, R. I. P. Stefan. Kritische Geister brauchen wir immer. Was dabei hilft? Denk-Sport und lesen!

Die roten Turnschuhe

Mischa

1. Kapitel

Mischa, ein kleine dunkelhäutige Gestalt, leicht umfänglich, seine dunklen, großen Augen trugen einen Hauch der südlichen Sonne. Wenn ich in sie blickte, weckten sie in mir das kleine Lagerfeuer meiner barfüßigen Kindheit und in ihnen beg… weiterlesen

Grenz-Werte

Chilip in Druk Yul (10)

Sechs Stunden Busfahrt und einige Klimazonen weiter ’gen Tropen erreicht man von Thimphu die Grenzstadt Phuentsholing. Das Stadtbild ist unverkennbar bhutanisch. Die weiten Straßen laden zum Flanieren ein, der zentrale Tempel mit seinem angrenzenden … weiterlesen

Im Schweiße meines Angesichts

GottfriedsTagebuch

31. 5.

Da draußen in der freien Wildbahn lauern unzählige Gefahren. Für viele Menschen ein Grund, sich vor etlichen von ihnen zu fürchten, wenn gerade nichts anderes zu tun ist.

Dank weltweiter Vernetzung ist es nunmehr möglich, sich vor Dingen… weiterlesen

Geht’s mich was an? Störfaktoren

In Wien, wie auch in anderen Städten, wird ständig ausgehandelt, wer zur urbanen Gesellschaft dazugehört und wer weniger willkommen ist, wer Zugang zu Ressourcen erhält und wer nicht. Ganz besonders deutlich zeigt sich dies im öffentlichen Raum.Öffen… weiterlesen

eingSCHENKt: Europa mit einem gebrochenen Flügel

Sie wolle, sagt die Regierung im Vorfeld der österreichischen EU-Präsidentschaft, dass das «Große» auf europäischer Ebene behandelt wird, das «Kleine» aber soll auf nationalem Level sein. Beim aus ihrer Sicht «Großen» nennt sie Polizei und Kontrolle…. weiterlesen

Die Staatsaffäre

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung kommt nicht zur Ruhe

Erbitterter Machtkampf. Seit Monaten tobt der Konflikt um das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT). Und um die Deutungshoheit in der gesamten Affäre. Hedi Hrdlicka fasst zusammen. Illustration: Karl Berger.Wieder einma… weiterlesen

«Die Aufholstrecke wird immer länger»

Ab Herbst 2018 sollen Kinder mit Deutsch-Defiziten in eigenen «Förderklassen» unterrichtet werden

In Wien regt sich Widerstand. Lehrer_innen, Direktor_innen und
Bildungsexpert_innen sehen sich außerstande, die Einrichtung von
«Deutsch-Förderklassen» umfassend umzusetzen. Über die Fallstricke des
vorliegenden Gesetzes, darüber, wie Kinder ler… weiterlesen

Die Enkel an der Hand

Eine Reportage aus Bukarest

Eine Kindheit ohne Eltern erleben viele Kinder in Rumänien. Und zwar dann, wenn Mutter und Vater zum Arbeiten ins Ausland gehen müssen. In einer Schule in Bukarest versucht ein Sozialarbeiter die Lücken zu füllen, die Eltern hinterlassen.
Julia … weiterlesen

Ein «Höhenpark» als neuer «Freiraum»?

Es ist nicht egal, in wessen Eigentum sich unsere Plätze befinden

Der Immobilienentwickler 6B47 nimmt sich den Franz-Josefs-Bahnhof vor. Von neuem «öffentlichen Raum» ist die Rede. Doch wie «öffentlich» ist ein Park, wenn er von einem millionenschweren Investmentunternehmen errichtet und betrieben werden soll,… weiterlesen

Teilhabe oder Ausgrenzung

Ein neuer Sammelband diskutiert das Leben in der Stadt

Auch wenn es früher hieß «Stadtluft macht frei», bedeutet das nicht unbedingt, dass für alle hier Lebenden die gleichen Rechte gelten. Der Sammelband Stadt für alle diskutiert die Lebensbedingungen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen.Ein großer Tei… weiterlesen

Wäsche und Mode

Gschäftl-Report (3. Folge)

Der Familienbetrieb Libert ist einer der letzten Textileinzelhändler Meidlings. Das Ambiente wird dabei nicht nur von den Kund_innen geschätzt – manche kommen seit 50 Jahren –, sondern auch von der Belegschaft. Text: Arthur Fürnhammer, Fotos: Ma… weiterlesen

Sport oder nicht Sport

Von der Behörde zur Servicestelle

Die Bundes-Sportorganisation – kurz BSO – darf entscheiden, was eigentlich Sport ist. Eine Frage, die öfter auftaucht, als man glaubt. Hannes Gaisberger besuchte die BSO.Wer kein Vereinsmeier ist, muss mit dem Kürzel BSO nicht zwingend etwas anf… weiterlesen

«Viel gelungen»

Lokalmatador

Markus Drechsler hilft Menschen in Haft. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie’s ihnen geht. Von Uwe Mauch (Text) und Mario Lang (Foto).Er bittet uns ins Wohnzimmer seiner neuen Wohnung. Dort stellt Markus Drechsler zufrieden fest: «Seit meiner Ent… weiterlesen

In den Fensterläden der Zeit

Gedichte aus Handarbeit

Lyrik zu veröffentlichen verträgt sich nicht mit marktwirtschaftlichen Interessen. Der Hochroth-Verlag setzt sich alternative Ziele. Mareike Boysen (Text) und Nina Strasser (Fotos) haben die Wiener Dependance besucht.Neben dem Schuhregal im Vorr… weiterlesen

«Nicht so, wie du es dir vorgestellt hast»

Comic: German Calendar No December

Der nigerianisch-deutsche Comicroman German Calendar No December von Birgit Weyhe und Sylvia Ofili ist nun in deutscher Übersetzung erschienen. Martin Reiterer (Text) hat ihn gelesen und dabei viel über interkulturelle Lebensgeschichten gelernt…. weiterlesen

Rest in Mulatschag

Klassenkampf als Mitmach-Theater:

Mit einem Nachruf auf Stefan Weber ­erinnert sich Karl Weidinger, Akteur seit 1995, an seine Zeit mit der Drahdiwaberl-Familie.Einmal noch, ein letztes Konzert, 2009 im Gasometer, eins noch, am Karlsplatz 2013. Seine Memoiren wollte er nicht schreibe… weiterlesen

Irgendwann siegt die Buntheit

Wir kommen – Eine Kunstinitiative zur Rettung Floridsdorfs

Superheld_innen mischen ­Floridsdorf auf. Ausgehend von der Held*innenzentrale ­irritieren und belustigen sie, ernten Schulterklopfen oder ­werden bespuckt. Ängste vernichten, Dr. Kapitalo besiegen, eine ­Seilbahn gegen den Autowahnsinn bauen un… weiterlesen

Routinen und Abenteuer

Musikarbeiter unterwegs … von der Straße(nmusik) zum festen (Musik-)Wohnsitz

Alicia Edelweiss ist eine großartige junge Musikerin, die in Wien arbeitet und lebt. Ihr ­Debütalbum heißt Mother, how could you, Ende Juli konzertiert sie beim Popfest.Von Rainer Krispel (Text) und Mario Lang (Foto).Die Zeit raubvögelt wie blöd… weiterlesen

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