Ausgabe 463 - 07/2018
Warum nicht einfach helfen!?
Für das Titelblatt einer Juli-Ausgabe ist eine Aufnahme vom Mittelmeer aufg’legt. Eine Bestätigung dafür kam auch vom EU-Gipfeltreffen, denn bei Redaktionsschluss Ende Juni ist die Einigung in Sachen Asylpolitik bekannt geworden. Wenig überraschend lautet die Devise: Flüchtlinge spätestens im Mittelmeer aufgreifen und in (geschlossene) nordafrikanische Lager bringen. Für diese anti-humanitäre Politik hat sich der österreichische Kanzler besonders ins Zeug gelegt, und seine Wähler_innen aus dem christlichen Lager werden es ihm bestimmt schon verziehen haben. Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber sprachen mit der anderen Seite, genauer mit einem Maschinisten eines Schiffes der NGO Sea Watch, die sich der Rettung in Seenot geratener flüchtender Menschen verschrieben hat (Seite 6). Der Aktivist erzählt nicht nur von Manövern auf See, sondern auch von Menschen, die versuchen, sich eine neue Existenz aufzubauen, weil ihnen das Leben in ihrer Heimat unerträglich geworden ist.
Coverfoto: © Chris Grodotzki
Keine andere Wahl, als ihre Heimat zu verlassen, hatte auch die AUGUSTIN-Verkäuferin Magdalena. Hier bleiben wir aber innerhalb der EU, denn Magdalena stammt aus Rumänien, trotzdem gilt auch für sie die Willkommenskultur nicht (mehr). Sie gibt uns Einblicke ins rumänische Sozialsystem (Seite 5). Wer dann noch die wirtschaftliche und soziale Schieflage – selbst zwischen EU-Staaten – ignoriert, ist nicht unbedingt für diese Welt geschaffen und sollte daran denken, sich selbst eine neue Existenz aufzubauen. Am besten auf dem Mond, dort gibt es nämlich (noch) keine «Wirtschaftsflüchtlinge».
Wie werden Sie eigentlich Ihren wohlverdienten Urlaub gestalten? Hoffentlich mit viel «Resonanz». Näheres dazu im Interview von Dagmar Weidinger mit dem Soziologen Hartmut Rosa (Seite 21). Und wie werden gegebenenfalls ihre Kinder die schulfreie Zeit totschlagen? Hoffentlich mit der vorliegenden AUGUSTIN-Ausgabe, quasi einer Premieren-Nummer: Wir gestalteten erstmals eine Doppelseite (26 und 27) für junge Menschen. Darin ist nicht nur die Titelgeschichte für Acht- bis Zwölfjährige aufbereitet, denn man kann ja gar nicht zu früh damit beginnen, sich mit humanitärer Hilfe zu beschäftigen, sondern auch noch genug Unterhaltsames. Und selbst der dichter innenteil beinhaltet dieses Mal eine für Kinder geeignete Geschichte. Der Armenier Razmik A. Gevondyan ist nicht nur AUGUSTIN-Verkäufer, sondern auch Autor. Wir bringen sein Märchen «Blaues Blut», das mit einem Schuss Anarchie gewürzt ist, auf Seite 36.
Mit einer guten Nachricht entlassen wir Sie jetzt in die Sommerfrische. Es ereilte uns zunächst die Meldung, dass die Berliner Straßenzeitung strassenfeger aus wirtschaftlichen Gründen nach rund 23 Jahren (genauso alt wie der AUGUSTIN) eingestellt werden müsse. Doch die Rettung ließ nicht lange auf sich warten: Der Kompass wurde bereits als Nachfolgeprojekt ausgeliefert, dabei hätten wir so gerne in Berlin ein AUGUSTIN-Büro eröffnet …