Als Aktionär bei Do&Co. Oder: Das grosse FressenDichter Innenteil

Wieder erhielt ich eine Aktie geschenkt, um an einer Aktionärsversammlung teilnehmen und darüber berichten zu können: Do&Co, das exklusive Fresseldorado, das vor einigen Jahren unter seinem Chef Attila Dogudan mit Hilfe der Raiffeisenkassa an die Börse ging, und nun als eines der erfolgreichsten Unternehmer der heimischen Wirtschaft gilt.

Attila Dogudan zählt zu den Superstars der heimischen Wirtschaft. Im Internet wird sein Name bei google rund 600 mal genannt: 1959 in Istanbul als Sohn eines Restaurantbesitzers und einer Wienerin geboren, übersiedelte er als 10jähriger nach Wien, studierte Wirtschaft und begann nach mit Hilfe der Raiffeisenkassa einen der erfolgreichsten Gastronomiekonzerne, mit inzwischen weltweit etwa 1300 Beschäftigten, aufzubauen.

Dementsprechend sind bei google fast nur Lobeshymnen über den Mann nachzulesen, der von sich sagt, dass er zwar im Kochtopf aufgewachsen, aber trotzdem selbst nicht gut kochen kann. Nur auf der Homepage des ÖGB ist nachzulesen: Yalzin Remzi ist Betriebsratsvorsitzender bei der Do&Co Logistics Ges.m.b.H. Erstmals gewählt wurde er im Dezember 1999 im Sitzungssaal der Gewerkschaft HGPD. Attila Dogudan tönte damals über die Zeitschrift Format: Die Mitarbeiter waren auch ohne Betriebsrat happy bei mir. Der Edel-Caterer hatte nach einer ersten Betriebsversammlung 18 MitarbeiterInnen auf die Straße gesetzt

Eine normale Aktionärsversammlung dauert je nach Länge der Präsentation des vergangenen Geschäftsjahres und Zahl der Anfragen der Aktionäre etwa 2 bis 3 Stunden.

Bei Do&Co geschieht so eine Versammlung im Rekordtempo. Eine Redakteurin vom Standard schaute auf die Uhr: Mit nur 43 Minuten war sie (die Hauptversammlung) rekordverdächtig kurz. Um ja keine Zeit zu verlieren, wurde pünktlich um 17 begonnen, um 17.29 Uhr gab es keine weiteren Fragen, um dann um 17.43 Uhr die erlösenden Worte zu sprechen: Ich darf jetzt das tun, was ich Ihnen zu Beginn angedroht habe, Sie zu einem Do&Co-Buffet zu bitten. Um 17.50 Uhr war der Saal schlagartig leer, und der Ansturm zur Essensausgabe auf zwei Ebenen im Do&Co-Restaurant Platinum im Uniqa-Tower setzte voll ein

Bei dem kurzen Geschäftsbericht kamen die, die eine neue Steigerung der Aktien (in Höhe von 0,50 Cent) erst ermöglichten, nur einmal in einer Frage vor: Ein Dr. Berger aus Oberösterreich forderte, dass die Angestellten in den Verträgen Klauseln unterschreiben sollten, die ihnen einen Betriebswechsel erschweren müssten.

Ein Orden für erfolgreiche Freunderlwirtschaft

Die Fragen eines Aktionärs, in welcher Weise die mächtige Raiffeisen-Bank bei Do&Co involviert sei bzw. wie hoch die Bezüge der Aufsichtsräte sind, blieben unbeantwortet. Als er zu seiner Ordenverleihung diesmal erhielt Raiffeisen-Boss Dr. Konrad den Orden für Freunderlwirtschaft – losmarschierte, war das Versammlungspublikum längst zu den Buffets losgestürmt.

Es hörte sich an, als wäre eine Rinderherde auf einem Almabtrieb.

Zu Beginn der Hauptversammlung wurden 243 Teilnehmer gezählt, kurz vor Ende des Treffens scharrten bereits 321 Aktionäre ungeduldig mit den Füßen.

Ein Journalist erlebt immer wieder eine Schlacht am Buffet. Je betuchter das werte Publikum, umso rücksichtsloser werden die Ellbogen eingesetzt, so als ob die Leutchen kurz vor dem Verhungern wären.

Doch alles ist steigerungsfähig. Obwohl das als so großartig angekündigte Buffet zwar gehobene Klasse, aber qualitativ keineswegs außergewöhnlich war, warteten die Reichen schon Sekunden nach Versammlungsschluss in langen Schlangen vor den Kochtöpfen und Anrichteplatten.

Diejenigen, die bereits wissen, dass das größte Problem bei dieser Massenausspeisung die Platzfrage an den kleinen Tischen ist, hatten sich schon organisiert: Während die einen loslaufen um für sich und die Freunde Plätze zu reservieren, schaufeln die anderen die Teller voll. Obwohl für alle genügend vorhanden ist, sind es vor allem die, die aufgrund von Kleidung und Schmuck vor Geld stinken, die es nicht gewohnt sind, sich erst lange in einer Warteschlange anzustellen. Rücksichtslos drängen sie sich nicht einmal vor, sondern steuern ohne erst zu warten auf die Fressalien zu, nach denen ihnen gelüstet.

Wenn jemand dagegen zu protestieren wagt, erhält er oder sie entweder einen groben Rüffel oder wird einfach ignoriert. Die Herrinnen und Herren der Ökonomie sind es nicht gewohnt, in irgendeiner Lebenslage nicht Erste zu sein

Höflichkeit ist hier nicht gefragt. Unwissende lernen dafür, mangels freiem Tisch, wie auf der einen Hand den Teller balancierend, mit der anderen freien Hand das Roastbeef zum Verzehr zerschnitten werden kann.

Ein Merkmal des ganz normalen Kapitalismus ist seine unersättliche Gier. Der Standard zitiert eine Do&Co-Mitarbeiterin, die beklagt, dass früher gar kein Geschirr mehr abserviert werden musste, weil die Leute die Teller voll beladen mit Essen waagrecht ins Sackerl schoben und mitnahmen.

Gegen 20 Uhr ist das große Fressen vorbei. Eine noble Dame spricht mich an: Oh, der Herr vom Augustin ist auch wieder da. In Österreich werden ja vom ORF abwärts alle Medien, bis auf Ihre Zeitung und dem Standard, von der Raiffeisen-Bank und deren Chef Dr. Konrad kontrolliert. Gut, dass es wenigstens noch diese Zeitungen gibt, die darüber berichten, wie es in den oberen Etagen wirklich zugeht

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