Die Abenteuer des Herrn Hüseyin (Jänner 2021)
Das neue Jahr bringt keine Heilung, sondern die Altlasten des vorigen. Lockdown hat kein Ende. Eine gewisse Müdigkeit macht sich breit, auch wenn man nicht viel arbeiten muss. Durch die Maskierungen der Menschen hat sich in Wien die Luft verbessert! Es ist eben die Frage, wie lange der Mensch mit seiner eigenen Zirkularatmung auskommen wird, wie sich das auf die Lunge auswirken wird. Übrigens: Zirkularatmung ist gut für das Schalmeispielen und man hält es höchstens eine Stunde mit dieser Atmungstechnik aus.
Durch den Winter ist es noch schlimmer. Man sieht nur noch vermummte Menschen. Vor der Pandemie, auch wenn man wie viele andere Wienerinnen alleine lebte, hat man sich auf die Menschen gefreut, wenn man sie in den öffentlichen Verkehrsmitteln getroffen hat, meint Hüseyin. Er erkennt die Menschen außerhalb der eigenen vier Wänden nicht mehr. Im öffentlichen Raum in die Augen der anderen zu schauen, war vor der Pandemie in Wien sowieso auch schwer. Man schaut nicht in die Augen der Menschen, es ist unhöflich. Jetzt kann man die nur durch die Augenbrauen oder der Farben der Pupillen erkennen. Das hat seine Vorteile, wenn man selber ein Migrant ist, erkennen sie einen nicht. Oder man installiert eine App, die einem durch das Ortungssystem die Freund_innen zeigt. Somit wissen alle, wo der Hüseyin unterwegs ist. Alle sind irgendwie in einem Dschungel, wo sie den Weg nicht hinaus finden können. Alle gehen einkaufen, um nicht zu verhungern. Oder es wird online sehr viel eingekauft. Das Essen zu Hause allein macht auch keinen Spaß. Wenn man die Nachrichten anschaut, wartet man darauf, wie lange die erzwungene Vermummung noch dauern wird, das möchte man von den Fernseher-Messiassen erfahren. Ob das Leben wieder wie früher sein wird, wenn diese Viren besiegt sind? Wird es wieder Künstler_innen geben, die keine fixe Anstellung haben? Vielleicht werden die Menschen ihre Gesichter nicht mehr herzeigen wollen.
Hüseyin wünscht Ihnen ein gutes neues Jahr und bleiben Sie ohne Viren!