Zugverkehrsratschlagtun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Speakers' Corner (25. September 2024) 2024)

Heut komm ich euch mit einem Ratschlag, falls ihr wollt, weil Ratschläge sind ja Schläge, wenn man grad keine will. Glaubt nie an eine Verspätung! Glaubt von mir aus auch nie an ein höheres Wesen, aber noch wichtiger: Glaubt nie an eine Verspätung – im Zugverkehr! Wir so: Nachtzug, Venedigurlaub (o. k., Schreibstipendium, aber mit Gelati Gelati). Doch die Anreise: ein Schocker! Verspätungsansage: «+34 min.» Mann und Kind gehen was zu trinken kaufen. Ich, Baby in der Trage, zwei Riesenrucksäcke, Rettungswesten, Kraxe und das Sackerl mit Zerquetschtem bleiben am Bahnsteig zurück. «Bahnsteigwechsel!» Mann geht nicht ans Handy.
Quäl ich mich also von Bahnsteig 6 auf 8 rüber, na bist du gscheit! Freundliche Menschen helfen mir im Staffellauf. Ich, angekommen, zum einen Schaffner so: «Mein Mann und Kind sind noch nicht da.» Er so: «Wir foahn eh erst in 13 Minuten.» Der andere (­Frauenhasser?) macht einen Witz auf meine Kosten. Ich bin zu schwach zum Zurückbellen. 1 Minute später: «Alles einsteigen, wir fahren los!» «WAS?! MANN UND KIND [usw.].» Blockier ich die Tür: «SIE FAHREN JETZT SICHER NICHT LOS!» «Hean S’, des is gefährlich!» Jo, Schlaubi Schlumpf … Häng ich so zwischen Bahnsteig und Zug am kürzeren Ast. Fährt dieser scheiß Zug einfach los! Nach +22 Minuten! Läutet mein Handy. Ich so: «WO, BITTE, SEID IHR?!» Mann so: «Im Zug?!»
Glaubt nie einer Verspätung im Zugverkehr! Das könnte – nach den Wahlen, wenn wir [please not!] das Land verlassen wollen – ein Ratschlag sein for life. Glaubt von mir aus an ein höheres Wesen. Denn aus dieser Situation gerettet hat mich – andere Geschichte … – ein sozialdemokratischer Kantonsrat aus der Schweiz. The End

Hier schreiben abwechselnd Nadine Kegele, Grace Marta ­Latigo und Weina Zhao nichts als die Wahrheit.

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