Die Abenteuer des Herrn Hüseyin (November 2020)
Den November muss Herr Hüseyin meistens im Homeoffice verbringen. Hüseyin arbeitet sonst im ersten Bezirk. Öfters ist er in der Gonzagagasse in seinem Stammlokal, das einem seiner Freunde gehört. Meist gelangt er zu Mittag durchs Bermudadreieck über den Morzinplatz dorthin. An diesem schönen, warmen Tag sind viele Menschen auf der Straße. Viele Besucher_innen sitzen in den Gärten vor den Lokalen. Der letzte Tag vor dem Lockdown. Jede_r wollte noch den Tag und Abend genießen. Der Freund bittet den Herrn Hüseyin, er möge ihn am Abend im Lokal in der Gonzagagasse doch besuchen, damit sie feiern können, weil vier Wochen lang werden sie sich nicht sehen. Hüseyin lässt es mit diesem Treffen offen. Seine Freundin möchte unbedingt noch vor dem Beginn des Lockdown etwas Japanisches essen. Also statt in die Innenstadt geht Hüseyin in den 15. Bezirk. Nach einer Stunde, hundert Tellerchen auf dem Tisch hinterlassend, verlassen sie das Restaurant. Wenn Hüseyin essen geht, stellt er sein Handy auf leise und lässt es in seiner Tasche verschwinden. Als sie gegen halb zehn nach Hause fahren, sieht er viele Anrufe auf seinem Display. Alle wollten wissen, wie es ihm geht und ob er im ersten Bezirk sei. Bis zu dem Zeitpunkt weiß Herr Hüseyin nicht, was an dem Ort, wo er jeden Tag unterwegs ist, passiert. Als sie zu Hause ankommen, schalten sie den Fernseher ein. Eine Sondersendung auf ORF 2. Weitere Anrufe, die Herr Hüseyin entgegennehmen muss. Nach solchen Ereignissen gibt es immer Opfer, Täter, Helden und Beschützer. Genau in einer Zeit, wo viele Menschen mit den Corona-Entscheidungen der Regierung nicht zufrieden waren, werden mit einer Terroraktion alle zusammengerückt. Zwei Helden, die man feiert, sind genauso radikalisiert. Auf deren Seiten in den Sozialen Medien sieht man, wofür sie stehen und wen sie verehren. Nach kurzer Einigkeit für die Trauer fangen die gegenseitigen Vorwürfe an. In der Bevölkerung herrrscht Solidarität. Auf Facebook ist jede/r patriotisch und für die Nächstenliebe. Angezündete Kerzen. Im Unterbewusstsein ist nicht jede_r tolerant gegenüber Religionen. Manche haben die österreichische Fahne als Profilfoto.
Die Corona ist nicht mehr die Nummer eins.
Hüseyin wünscht Ihnen eine schöne Zeit!