Zwischen Sprachen und Kulturen vermittelntun & lassen

Augustinerin Corina

Ich bin eine vielbeschäftigte Person. Ich studiere Dolmetschen, aber ich habe auch viele Nebenjobs. Zum Beispiel unterrichte ich Deutsch für rumänische Kinder. Heute dolmetsche ich für rumänischsprachige Verkäufer_innen beim Augustin. Der ganze Kontext ist für mich sehr interessant. Augustin gibt mir eine Möglichkeit, in Kontakt mit Menschen zu kommen, mit denen man normalerweise nicht oft in Kontakt kommt. Für mich ist das sehr wichtig, die Perspektive von Menschen zu verstehen, die nicht so ein ähnliches Leben führen wie ich.
Uns wird immer wieder im Studium gesagt, dass man als Sprachvermittlerin nicht nur zwischen Sprachen, sondern zwischen Kulturen vermittelt. Und dafür ist es sehr wichtig zu verstehen, wie Menschen denken und was ihr Hintergrund ist. Der Kontext bringt die Menschen zusammen, selbst wenn sie sehr unterschiedlich sind. Zum Augustin kommen Menschen, die eine Art Unterstützung brauchen, die ein Bedürfnis erkannt haben und etwas tun möchten. Und wir haben uns vorgenommen, ihnen zu helfen und diesen Bedürfnissen entgegenzukommen. Meine Rolle dabei ist herausfordernd, denn uns wird im Studium gesagt, dass man neutral bleiben soll. Das geht natürlich nicht immer, und ich muss oft damit kämpfen, mich nicht zu sehr ins Gespräch einzubringen. Denn oft wissen Menschen nicht genau, wie sie ihre Bedürfnisse richtig ausdrücken. Und manchmal erkenne ich das und muss mich selbst fragen: Soll ich nur das sagen, was er tatsächlich gesagt hat, oder ein bisschen hinter den Worten interpretieren?
An den Augustin-Verkäufer_innen finde ich ihre Strategien, durch Schwierigkeiten zu kommen, inspirierend. Denn sie haben sehr schwere Sachen erlebt und trotzdem weitergemacht. Ich finde es überraschend, dass diese Strate­gien manchmal sehr einfach sind. Manche denken einfach nicht daran, manche versuchen es nicht als so dramatisch anzusehen. Man kann sehr viel von der Lebenserfahrung eines anderen Menschen lernen. Da kommt man mit Ideen und Vorstellungen in Kontakt, mit denen man vielleicht noch nie in Berührung gekommen ist; vielleicht sogar mit Gegenmeinungen und muss lernen, damit umzugehen. Man sollte immer offen für ein Gespräch sein.
Ein berufliches Ziel von mir ist, Vollzeit-Dolmetscherin zu werden. In zehn Jahren weiß ich mehr über mich selbst, bin ich mit mir selbst sogar zufriedener als jetzt, und ich habe wahrscheinlich einen stabilen Job. Für mich ist im Leben besonders wichtig, ob man ein größeres Ziel hat und ob man sich wohl fühlt in der Gesellschaft. In der Gesellschaft der Zukunft würde ich gern ein verstärktes Gemeinschaftsgefühl sehen. Und mein Wunsch an die Verkäufer_innen ist, dass sie nie ihren Humor verlieren!

Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Lisbeth Kovačič