13. Februar 2009F13

♦ Walzer Flashmob am Praterster ♦ F13 Maskenball «Ohne Grenzen» in Amstetten

Flashmobs – unangemeldete Versammlungen in allen möglichen und unmöglichen öffentlichen Räumen, mehr oder weniger spontan über SMS- und E-Mail-Ketten organisiert – sind umso subversiver, je mehr der öffentliche Raum von oben reglementiert ist. Flashmobs sind keine Demos. Die TeilnehmerInnen fordern in der Regel nichts, sie sind nur da. Den Hütern von Ordnung und Sicherheit ist diese auf reine Präsenz reduzierte Präsenz naturgemäß ungeheuerlich. An wen sollen sie ihr «Zerstreuen Sie sich Ihnen!» richten, wo es doch keine OrganisatorInnen, keinen Verantwortlichen, keine AnmelderInnen gibt. Ein Flashmob muss ihnen wie angewandte Anarchie vorkommen. Wer «geile flashmobs» erleben will, muss ins Ausland fahren. Der F13-flashmob im Bahnhofssaal am Praterstern hatte aber auch seine Reize, «Der geilste flashmob, den ich bis dato miterlebt habe, war in London – «silent disco» in der Liverpool Street Station. Natürlich ist die Wiener Version mit Walzer auch keine schlechte Idee. Der Hintergrund allerdings auch ein anderer – war es in Wien doch vorwiegend eine Protestaktion gegen die zunehmende Vertreibung obdachloser Personen aus dem öffentlichen und halböffentlichen Raum», postete ein unterrichteter Online-Standard-User, nachdem die Internetabteilung der Tageszeitung eine Fotoreportage über die ungewöhnliche Belebung einer sterilen, von Sitzbänken und «zwielichtigen» Elementen gesäuberte Passage gebracht hatte. «Komisch, jetzt haben sie überall in den großen Bahnhöfen die Bänke durch Privatsheriffs ersetzt, ohne dass es dort menschlicher geworden ist». Flyer, die am Freitag, dem Dreizehnten, am Praterstern kursierten, transportierten nicht mehr als diese minimalistische Botschaft. Rund 150 Menschen waren pünktlich um 13.13 Uhr zur Stelle, und rund 150 Menschen tanzten dann den Donauwalzer, der aus den mitgebrachten Radiogeräten (eingestellt auf die Frequenz von Orange 94.0) zu hören war. Zum zwölften Mal in Folge wurde die mystische Kombination Freitag, der Dreizehnte, vom Augustin und von vielen weiteren künstlerischen und sozialen Initiativen benutzt, um der Tendenz der Unsichtbarmachung von «Randgruppen» und der Überregulierung und Kommerzialisierung des urbanen öffentlichen Raumes zu widerstehen. Widerstand muss nicht immer in der Sprache der Politik artikuliert werden, er kann auch vom unwiderstehlichen Charme der Walzermusik geprägt sein – welcher Ordnungshüter könnte den Donauwalzer brechen? Seit 13. Februar 2009 hat diese sehr wienerische Zurückeroberung einer von Leben beraubten Leere einen Namen: waltz mob. Nicht auszuschließen, das am kommenden F13, dem 13. März, der waltz mob schon als «traditionell» empfunden wird. Volksbräuche zu kreieren, sollte man schließlich nicht den LandbewohnerInnen überlassen.