13 Herzen schlagenDichter Innenteil

Foto: Claudia Christine Magler: Ahnungen – stromaufwärts und stromabwärts

Gegen die Strömung zu kämpfen, kann die Billigware auf der Leitung sitzen, ist das Angeborene dieser Zeit. Wir sind alle hungrig und durstig nach Decoronialisierung. Der Vater strömt in überproportionaler Angst, die Mutter singt im Akkord des Kanons dazu. Masken sind uns noch immer fremd, aber nicht fremder, als dass wir sie akzeptieren. Viele glauben, sie tragen zu müssen, um sich selbst zu schützen – auch wenn sie anderes behaupten. Doch es ist gegen das österreichische Denken, etwas zu tun, von dem rein der Rest der Begegnungen profitiert. Andere befinden – sie, die Oberen schlägern nicht nur Regenwaldholz, sondern auch eine neue Weltordnung nach asiatischem Muster. Und die Alten wissen noch um den Ausdruck der «gelben Macht». Und doch weiß niemand so recht um den Virus – die einen Virologen sind sich sicher Muh und die anderen Mäh. Kuh oder Schaf. Es lebe der kleine Unterschied. Die goldene Mitte denkt Mumäh und erspart sich ein stummes «h», das vielen von der Schule noch ungeheuer ist. Alle hängen an dem Wort Corona zur Verunglimpflichung und zur Hochhebung bis zur hochtrabend tragischen Bestimmung. Die Welt sei eine andere geworden und ich weiß es noch nicht. Man liebe sich wieder mehr. Darin sei der tiefere Sinn von Covid verankert. So leicht ist das Puppenspiel – mit dem Strom und auf der von Wasser perlenden Haut. Schauthema. Bisher unbekannte virtuelle Räume öffnen sich. Eine 86-jährige Frau kämpft auf offener Straße um ihr Leben und wird dabei wissbegierig gefilmt – die anderen denken, die anderen auch. Silberstück des Zeitgeistes x.0.

 

Ich? Ich sitze in der Wermutspflanze und warte. Worauf hat mir bisher keiner gesagt – deswegen weiß ich es auch nicht. Denn keiner berichtet darüber. Also warte ich ins Leere hinein – auf bessere Zeiten, auf den Mann meiner vulgären Träume oder auf die Gleise, die mich führen. Selbst ernannte Führungstalente hätten wir genug in diesem Land. Sie warten auf den Biss. Zubiss. Aufbiss. Bereit geschlagen von anderen, selbst wenn sie grün sind. Grün – die Farbe der Natur – wird in die erste Misskreditschiene gefahren. Die allseits Sauberen sind angekleckert. Wohin das noch führt? Brauchen wir Führung? Jemanden zum Vorkauen wie infantile Erwachsene? Das Wiener Schnitzel schaffen wir auf alle Fälle auf eigenen Beinen und ohne Maulkorb. Nur mit dem selbständigen Denken haben wir so unsere Schwierigkeit. Dabei ist das unser größtes Talon – die beiden Asse beim Dreierschnapsen, damit sich doch noch ein Bauer ausgeht. Gespritzt ist er auch noch und schon wäre das Match gewonnen. Der Strom der Vorsager und nicht immer Vordenker reißt uns mit. Absurderweise haben blaue Augen noch immer diesen gewissen Bonus. Zeitmaschine und Geld. Muster einer Verklärung. Ahnungen – stromaufwärts und stromabwärts. An der Glocke der Mentalität voll Frömmigkeit und dem Gegenteil. Wo sind die Agnostiker? Der Mehltau des Kosmos? Fragenrubin? Fragenplastik? Förmlich im Strom anarchischen Gedankengutes? Straßenmaler in pastellener Übungskunst? Vor dem Strom. Hunger auf der Brücke. Verdatterte Schuld des Überlebens – nirgends gelernt – außer auf der freien Wildbahn. Sockenpflicht im Park. Barfuß konfiguriert schon die erste Erregung. Wann beginnt das Abgleiten von der Norm und wann wird es zur Norm? Ich liebe dich – das Leben mit seiner Vielnuancierung: täglich auf unsicheren Pfaden – abseits im Freien und im Zeitfriedhof gefangen. Zärtlicher Gedanke mit einem Hufeisen in der Linken und der Rechten mit einem Marienkäfer. Verlinken. Klangkomete der Sonne im Waldraster. Das Glück klebt in der Furche des Schneidersitzes. Wenn das Kino seine Leinwand hochfährt, sagt das FPÖ-TV in einer Stimmlage, die an den Zweiten Weltkrieg erinnert: kurdisch-türkischer Konflikt – und dann mit gedämpft bedenklicher Intonation – auf österreichischem Boden. Mein Herz schlägt 13. Ihres auch?