♦ Aktionen zu Straßenmusik ♦ Waltzmob ♦ Party der gemeingefährlich ausgestreckten Beine ♦ F13 Fest in Amstetten mit Stimmgewitter Augustin
Das Kölner Stadtarchiv ist nicht an einem Freitag, dem Dreizehnten eingestürzt. Der Grund, warum es einstürzte und warum zwei Menschen sterben mussten, war überhaupt kein mystischer. Der U-Bahn-Bau war schuld. Wertvollste historische Dokumente sind verloren gegangen. Der Staatsanwalt ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Eigentlich hat das gar nichts mit F13 zu tun. Nur so viel: Eine der wenigen Beschwerden aus der Stadtbevölkerung wegen der zahlreichen Aktionen im öffentlichen Raum am Freitag, dem 13. März: «Warum geht’s immer auf die Wiener Linien los? Was habt ihr gegen die U-Bahn? Warum provoziert ihr immer nur im U-Bahn-Netz? Das ist doch das Positivste, was Wien vorzuweisen hat. Geht doch zum Häupl ins Rathaus. Dort ist der richtige Platz für eure Happenings.» Der aufgebrachten Dame, die den F13-AktivistInnen so ins Gewissen redete, ist ein Aufsatz des deutschen Journalisten Winfried Wolf über die «politische Ökonomie des U-Bahn-Baus» zu empfehlen. Der U-Bahn-Bau ist einer der Irrwege des modernen Kapitalismus, ja, er ist sozusagen ein krisenfördernder Faktor. Wolf hält sechs Negativparameter fest: Erstens: Weil der Mensch kein Maulwurf ist, will sein Blick in die Umgebung schweifen und nach Details Ausschau halten, während er in Öffis unterwegs ist. Zweitens: Der U-Bahn-Bau ist Autoverkehrsförderung. Denn in der Regel wird über der U-Bahn der Autoverkehr verdichtet. Drittens: Jeder U-Bahn-Kilometer kostet bis zu 20mal so viel wie ein Straßenbahnkilometer. Für den geringstmöglichen verkehrlichen Effekt werden die größtmöglichen Euro-Summen ausgegeben. Viertens: Der Bund, der beim U-Bahn-Bau den größten Teil finanziert, verhält sich wie ein Dealer, der die Stadtverwaltungen zu Abhängigen macht. Fünftens: U-Bahnen sind Stadtzerstörer, weil mit dem Ausbau des U-Bahn-Netzes immer eine Verdichtung des motorisierten Verkehrs verbunden war. Sechstens: Wenn man die Abstände zwischen Wohnung und nächster U-Bahn-Station berücksichtigt, ist die U-Bahn-Fahrt Langsamverkehr im Vergleich zu oberirdisch geführten Öffi-Linien. Man könnte das vertiefen. Der Widerspruch zwischen bornierter Technikgläubigkeit und den tatsächlichen «Vorteilen» der U-Bahn war aber natürlich nicht Grund der vielen F13-Aktionen im U-Bahn-Bereich. Oder etwa doch. Denn die Vertreibung von NichtkonsumentInnen, Nichtfahrgästen und Nichtangepassten aus den halböffentlichen Räumen der U-Bahn-Passagen ist ja ein Aspekt der politischen Ökonomie des U-Bahn-Wesens.
Die U-Bahn-Gstanzl-Aktion der AugustinverkäuferInnen, der Waltzmob in der Passage Spittelau, das Sambattac-Konzert am selben Ort, das unangemeldete .kleine Akkordeonfestival. in den Passagen Karlsplatz und Stephansplatz sowie die Seethaler-Solidaritätsaktion an der U4-Station Landstraße (dokumentiert von Magdalena Blaszczuk) – all das passierte keineswegs am falschen Ort. Die Party der «gemeingefährlich» ausgegestreckten Beine in der Mariahilfer Straße (Fotos: Mehmet Emir) wär’ trockener ausgefallen, wenn sie in die nahe gelegenen U3-Station verlegt worden wäre. Das sit-in gegen Wiens verrückteste Strafverfuüung (200 Euro Strafe für einen Bettler, weil er beim Betteln die Beine ausgestreckt hatte) überstand selbst einen Hagelschauer, was unsere Vermutung bestärkt: F13 ist in dieser Stadt nicht mehr umzubringen.