Amtsdeutsch, Chorgesang und scheidende FinanzministerAugustiner:in

Foto: Mario Lang

Augustinerin Marina Polly

Marina, mein italienisch anmutender Vorname hat nichts mit dem Evergreen von Rocco Granata zu tun, der eroberte erst ein Jahr nach meiner Geburt die internationalen Hitparaden. Ich bin in Wien geboren, aber das Wienerische war nie unsere Familiensprache. Nach meiner Matura habe ich an der WU Handelswissenschaften studiert und im Anschluss nach drei Jahren Praxis und einer Fachprüfung meine eigene ­Steuerberatungskanzlei ­eröffnet. Gemeinsam mit meinem Mann ­Siegfried. ­Natürlich bleibt da die Arbeit nicht immer in den Büroräumlichkeiten ­liegen, aber wir ­haben den Spagat bis heute gemeistert. Als ­Detail am Rande: Wir haben in unserer ­Karriere 13 Finanzminister erlebt. Ursprünglich wollte ich nicht Wirtschaft studieren, sondern etwas mit Sprachen machen, Dolmetsch hätte mir gefallen. Dann bin ich auf einen Studienzweig gestoßen, wo ich auch zwei Sprachen erlernen durfte, allerdings mit wirtschaftlicher Ausrichtung.
Mein Beruf hat nicht nur mit Zahlen zu tun, die gibt es, aber man muss kein mathematisches Talent sein, um ihn auszuüben. Er hat vielmehr mit Rechtswesen zu tun, und die Beschäftigung mit diesen Gesetzen ist eine gewisse Leidenschaft von mir und befriedigt auch meinen Übersetzungsdrang. Die juristische Sprache ist nicht immer auf Anhieb greifbar, ich ­übersetze sie in verständliche Worte und Sachverhalte.
Der Augustin ist Ende 1996 zur Türe herein­geschneit, ganz unerwartet, und es wird gemun­kelt, dass ich inzwischen zur dienstältesten Augustinerin herangewachsen bin. Für den Augustin erledige ich die gesamte Lohnverrechnung und werde punktuell für Beratungsdienste angefragt. Eine Herausforderung? Herausforderung ist ein modernes Wort für Probleme, und ich sehe da keine Probleme, sondern eine sehr große Kompetenz aufseiten der Augustin-Mitarbeiter:innen. Die Herausforderungen liegen eher in den Sichtweisen der Behörden, die man erst in den Augustin-Kosmos einführen muss, um zu verstehen, was nicht alltäglich ist.
Abseits von den Übersetzungs- und Verrechnungsarbeiten hängt mein Herz am Chorgesang. Seit 27 Jahren singe ich einmal in der Woche beim TONVOLL Chor (Info: www.tonvoll.at). Wir sind ein gemischter Chor zwischen 30 und 40 Personen und singen alles zwischen Klassik und Pop, nur die Volksmusik lassen wir aus. Von Georg Friedrich ­Händel bis Abba. Im Moment sind die Beatles an der ­Reihe, sehr passend ihr Klassiker «When I’m Sixty-Four»!