Aug in Aug mit dem GigantenArtistin

Musikarbeiter unterwegs in die Biographie des Austrofred

Zur Veröffentlichung seiner Autobiographie gewährte Austrofred, der einzige prinzipielle Weltstar Österreichs, den Medien Audienz. Natürlich auch dem Augustin.Es ist fünf Uhr morgens, als ich meinen photographischen Begleiter Mario Lang abhole. Ein Blick und alles ist klar. Auch er hat kaum geschlafen. Schließlich ist ein Termin bei Austrofred nicht irgendein Termin. Das ist wie die Papst-Audienz für den ÖVP-Politiker. Oder die lange vom Mund abgesparte Wallfahrt nach Graceland für den kleinen Gläubigen der Church Of Elvis. Da zeigen selbst abgebrühte Medienprofis wie wir Wirkung. Die Anspannung macht sich in Witzeleien Luft, als wir uns noch rasch die erste von vielen Portionen Koffein des heutigen Tages zuführen. „Er is a nur a Mensch“, meint Mario, als er seine Ausrüstung schultert und wir die Wohnung verlassen.

„Is er das wirklich?“, geht mir beim Stiegensteigen durch den Kopf. Der Fahrer hält uns die Türen zur Miet-Limousine auf – zu Austrofred fährt man nicht mit den Öffis. „Style is alles“ wird er höchstpersönlich ein paar Stunden später sagen. Los geht die Fahrt zum neuen Austrofred-Kompetenzzentrum vor den Toren der Stadt.

Alpenkönig

Im Buch „Alpenkönig und Menschenfreund“, Anlass unserer Spritztour, beschreibt der Superstar und Entertainer zwar ein Kompetenzzentrum im 6. Bezirk als seine kreative Wirkungsstätte. „A Geheimnis muss sein“, wischt er beim Interview meine vorlaute Frage nach faktischer Wahrheit zur Seite. Und setzt einen Kernsatz nach, einen Schlüssel zum Mythos „Austrofred“: „Wichtig is nur – es könnte so sein!“ Doch noch verschließe ich mich in meinem Limousinensitz der Melancholie, die mich angesichts der vorbeiziehenden dämmernden Wienerstadt befallen will. Ich lese das Handout zum Interview. Sind solche Papiere bei anderen Showbusinesslegenden oft umfangreiche Dokumente mit hunderten verbotenen Fragen und den vorgedruckten Antworten auf die Fragen, die man noch gar nicht gestellt hat, ist es hier nur ein Satz. Unverkennbar vom Auskenner Austrofred selbst. „Nicht deppat sein.“

Als wir uns dem Ziel nähern, steigt das Verkehrsaufkommen. Schließlich ist hier dieser Tage der Focus der internationalen Kultur-, Pop- und Lifestyle-Medien. Alle müssen sie über „Alpenkönig und Menschenfreund“ berichten. Ein befreundeter Wetterforscher hat erzählt, dass sich durch das immense Journalistenaufkommen das Stadtklima verändert hat – „so viel heiße Luft“. Wir sind da. Bevor uns diskrete Mitarbeiter des Austrofred-Teams in Empfang nehmen, zieht noch der Fahrer ein Exemplar der Austrofred-Bio unter dem Sitz hervor. „Besorgen S‘ ma a Widmung und ihr fahrt’s a Monat gratis.“ Diskret werden unsere Akkreditierungen gecheckt. Flugs sitzen wir auch schon in einem umfunktionierten Papamobil (Fred-O-Mobil), das uns eine herrliche Allee entlang zur architektonisch kühnen Medienlounge bringt. Hektische Betriebsamkeit. Natürlich, die Ehrgeizler vom Fernsehen sind schon da. Da fächelt jemand einer sehr blassen Sabine Mord Luft zu, dort sitzt Klaus Totzler vom ORF, einer der souveränsten Interviewer des Landes in seine Fragen vertieft. Schön – beim Austrofred zeigen alle Nerven. Ein Assistent teilt uns mit, dass wir als Dritte dran sind. Vor uns nur der „Sierninger Bote“ und die „Steyrer Zeitung“. Austrofred wurde ja bekanntlich 1970 in Steyr (OÖ) geboren. Der Weltstar mit intakter Herzensbildung hat nicht vergessen, wo er herkommt. Und dass der „Augustin“ schon über ihn geschrieben hat, als er noch durch die Clubs tingelte und nicht die Stadien der Welt in Hysterie versetzte.

Menschenfreund

Es ist erst knapp 23 Uhr, als wir tatsächlich schon zu Austrofred vorgelassen werden. Die Zeit muss geflogen sein. Reichlich Kaffee zu 3,50 die Tasse („auch ein Austrofred kriegt nichts geschenkt“), gratis Dosenbier und Dosenprosecco. Verbrüderungen und Bruderzwist unter den Kollegen. Nur die Wasteln vom Magazin, das so heißt wie dieses Land, werden kollektiv geschnitten. Herzliches Lachen über die amerikanischen Kollegen, die in Canberra keinen Austrofred finden werden.

Da sitzt er mir gegenüber, das berühmte Outfit wie eine zweite Haut. An den Füßen weiße Tennissocken. Dieses Kleidungsstück non grata, das er ganz allein gerettet hat – und damit wer weiß wie viele Arbeitsplätze. Der Schnauzer, der solch haarige Männlichkeit wieder salonfähig machte. Die qualmende Tschik als beiläufiges Statement gegen Zeitgeist-Diktatur. Der Mann, der aus Liebe zur Band Queen und zum Austropop eine musikalische Vision schuf. Der Mann, der instinktiv Themen aufgreift, die bewegen. Fitness. Autos. Sein Charisma füllt den großen, hellen Raum. „3 Minuten“ zischt die aparte PR-Dame, die uns ins Allerheiligste führt. Austrofred hebt kalmierend die Hand. Ich packe mein Aufnahmegerät aus, räuspere mich, setze zur ersten Frage an. Austrofred fixiert mich. Nicht unfreundlich. Unmerklich schüttelt er den Kopf. „Ich habe dieses Buch ja auch deswegen geschrieben, damit ich nicht mehr ganz so viele Interviews geben muss“, sagt er. Ein paar Sätze off the record. Das Wichtigste: die Fotos. Er signiert mein Buch. Das des Fahrers. Auch Mario zaubert ein Exemplar hervor. Als wir hinausgeleitet werden, schaue ich über die Schulter. Zu Austrofred. Er lächelt. Es ist 23 Uhr und 11 Minuten.

Austrofred „Alpenkönig und Menschenfreund“, Edition Kürbis

www.austrofred.at

www.kuerbis.at

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