Brutalismus im Zeichen des Giebelkreuzesvorstadt

Brutalistische Bank – nur den Bankomaten gab es 1976 vermutlich noch nicht (Foto: © Anton Tantner)

Städte unterm Radar: Herzogenburg

Gewiss, die meisten Ausflügler:innen, die das sieben Bahnminuten nördlich von St. Pölten gelegene Herzogenburg aufsuchen, kommen wegen des Augustiner-Chorherren-Stifts: die Kirche eine beliebte Hochzeitslocation, die Prunkräume mit einem Bildersaal voll dichter Barockhängung, die prächtige Bibliothek mit ­einem Index der verbotenen Bücher. Soweit der für niederösterreichische ­Verhältnisse touristische Normalfall. Das eigentliche Highlight der Stadt aber befindet sich nahe des Hauptplatzes, in der Kremser Straße 2. Hier kommen Liebhaber:innen moderner Architektur auf ihre Kosten, hier frohlocken all jene, die sich an Betonfassaden nicht sattsehen können, denn hier wartet ein Bauwerk des Brutalismus darauf, bewundert zu werden: Es handelt sich um eine Filiale der Raiffeisenkasse, 1976 erbaut nach Plänen des in der ­Region ansässigen Architekten Jiří Mezřický – ein Glück, dass die Architektur-Anthologie Brutalismus in Österreich (siehe Heft Nr. 570) derlei verborgene Schätze anführt! Wer sich vom Anblick losreißt, kann nun zu Ausflügen in die unmittelbare Umgebung aufbrechen: Radtouren durch das Traisental bieten sich an (Urzeitmuseum in Nußdorf ob der Traisen), der geographische Mittelpunkt Niederösterreichs liegt mit seiner Max-Schubert-Warte eineinhalb Wanderstunden von der Raiffeisenkasse entfernt in östlicher Richtung, und auch die einst so vielbesuchte Wallfahrtskirche Heiligenkreuz-Gutenbrunn (drastische Fegefeuerdarstellung!) befindet sich auf Herzogenburger Gemeindegebiet.

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