Eine lehrreiche Ausstellung über Pest, Pocken und Cholera
Nur wenige Tage war es bislang dieser Sonderausstellung zu Masken und Seuchen am Wiener Hof 1500–1918 (so der Untertitel) vergönnt, dem Publikum der Schönbrunner Wagenburg spannende Einsichten über den historischen Umgang mit Epidemien zu liefern: Die zumeist geschickt, manchmal versteckt inmitten all der pompösen Prunkkarossen, hochherrschaftlichen Sänften und verschnörkelten Muschelwägen des Damenkarussels anno Maria Theresia aufgestellten Vitrinen und Videoscreens (keinesfalls aus Ungeduld versäumen, die informativen Kurzfilme anzusehen!) zeigen Objekte vorwiegend aus dem Umkreis der habsburgischen Hofes, erlauben aber auch Einblicke in das Schicksal der Mehrheit der Bevölkerung zu Seuchenzeiten.
Eine eigene Station behandelt das Thema der Masken bei Turnieren und Bällen – Maria Theresia und manche der obersten Hofbeamten waren aus moralischen Gründen sehr skeptisch, als auf Drängen ihres Gemahls ab 1743 Maskenbälle zu Hof gestattet wurden. In der Folge werden chronologisch die großen Seuchen behandelt: Pest, Pocken, Cholera und die «Spanische» Grippe.
Die Ausstellung lädt dazu ein, Parallelen und Unterschiede zur gegenwärtigen Pandemie festzustellen und liefert Stoff für aktuelle hitzige Diskussionen: Impfzeugnisse sind zu sehen und auch Verordnungen, mittels derer die habsburgische Bevölkerung dazu motiviert werden sollte, sich gegen die Pocken mit dem ab 1796 von Edward Jenner eingesetzten Kuhserum impfen zu lassen: Unterstützung für Arme etwa sollte nur gewährleistet werden, wenn sie sich «vacciniren» ließen, Pfarrer und Zeitungen machten die Namen von impfverweigernden Eltern öffentlich, falls deren Kinder starben – als reichlich brachiale Call-out culture würde dies wohl gegenwärtig betrachtet werden.
Zugänglich wahrscheinlich wieder ab 8. Februar, Angaben zu
Öffnungszeiten unter: wagenburg.at
Foto: KHM-Museumsverband