Kritik und Utopie beim Dokumentarfilmfestival Ethnocineca
Dem Augustin wird des Öfteren vorgehalten, zu sehr in Richtung soziale Utopie zu schreiben, zu originelle Lebensentwürfe zur Nachahmung zu präsentieren. Anderen wiederum scheint das zu gefallen, etwa dem Team des Dokumentarfilm-Festivals Ethnocineca.
Foto: Maximilian Feldmann
Gerade die diesjährige Ausgabe beinhaltet mit dem programmübergreifenden Schwerpunkt Radical Minds «ein Kino von, über und für Andersdenkende, QuerdenkerInnen, OptimistInnen und Utopisten [sic!]», wie es im Begleitheft heißt. Somit auch aufgelegt, dass Ethnocineca und der Augustin offiziell kooperieren.
Von 4. bis 10. Mai bringt Ethnocineca über 50 internationale Dokumentarfilme in den Lichtspielstätten Votiv- und DeFrance-Kino. Darüber hinaus wird im Volkskundemuseum eine Masterclass unter der Leitung der israelischen Filmemacher Tomer und Barak Heymann abgehalten. Das Volkskundemuseum ist für den Filmclub Ethnocineca auch die Spielstätte außerhalb des Festivalzeitraums, immer am letzten Donnerstag im Monat.
Ethnocineca ist auch als Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft konzipiert. In diesem Sinne zeichnet die Anthropologin Michaela Schäuble für die Eröffnungsrede verantwortlich. Die Leiterin des Studienlehrgangs Media Anthropology an der Universität Bern wird das «Verlangen nach Beweisen, Faktenbezogenheit und Realismus» erörtern, das natürlich auch im florierenden Genre Dokumentarfilm brisant ist.
Der Traum vom besseren Leben bildet die Essenz des Eröffnungsfilms «Valentina». Der deutsche Filmemacher Maximilian Feldmann porträtiert die zehnjährige Valentina, die mit ihrer zwölfköpfigen Familie in einer Hütte in Skopje lebt. Auch eine junge Romni in Mazedonien entwirft Utopien und versucht diese zumindest in Ansätzen zu verwirklichen. Denn wer keine Utopien mehr zulässt, braucht vermutlich einen Arzt.