Familienurlaubtun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Speakers' Corner (17. Jänner 2023)

A. und ich sind auf die (waghalsige) Idee gekommen mit seinen und meinen Eltern über Weihnachten nach Mallorca zu fahren. Irgendwie bin ich zuversichtlich, dass das chillig wird, obwohl ich sonst in der Präsenz meiner Eltern recht schnell zum genervten Teenager werde. Die Reaktionen meiner Freund:innen darüber sind recht unterschiedlich: von «viel Glück» bis «so nett von euch».
Am Flughafen will A.’s Mutter gleich klären, wie man denn nun die Namen meiner Eltern ausspricht – in den letzten 17 Jahren konnten wir dieser Hürde irgendwie ausweichen, worüber ich sehr froh war, da ich es ultra seltsam finde, dass jemand meine Eltern bei ihren Vornamen nennt, nachdem auf Chinesisch (und vielen anderen Sprachen) man sich nur mit Verwandtschaftsbezeichnungen anspricht, auch wenn man gar nicht miteinander verwandt ist. So erfuhr meine Mutter zum Beispiel erst nach 20 Jahren Ehe den Vornamen ihrer Schwiegermutter.
Zurück zum Flughafen: Für eine Sekunde überlege ich, ob wir nicht einfach österreichische Namen für meine Eltern aussuchen sollen. Früher fand ich diesen Usus schrecklich, dass Menschen ihre Namen ändern müssen, nur damit andere sich damit leichter tun, aber mittlerweile finde ich Namen etwas sehr Persönliches und wenn sie nicht so ausgesprochen werden, wie sie sollten, dann ist das fast noch verletzender, als ein «Erwin» und «Anna» als Tarnkappe.
Der Urlaub ist übrigens erstaunlich nett gewesen, auch ohne direkte Anrede mit Vornamen.

Hier schreiben abwechselnd Nadine Kegele, Grace Marta Latigo und Weina Zhao nichts als die Wahrheit.