«Freiwilliges Engagement erfüllt das Leben»Boulevard-Blog

Judith Fallenecker und Viktoria Hinterberger

Boulevard-Blog vom 15.11.2023

In Israel und dem Gaza-Streifen sind aktuell rund 10.000 Freiwillige des Roten Kreuz im Einsatz – für Rettungseinsätze und Erste Hilfe, aber auch um die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Strom aufrecht zu erhalten. Doch nicht nur in Krisenregionen helfen Freiwillige die Gesellschaft am Laufen zu halten. Sei es Trauerbegleitung für Angehörige, Spazierengehen mit Hunden im Tierheim, die örtliche Blasmusik oder die Schiedsrichterin beim Kinderfußball-Turnier. Ohne Menschen, die ihre Freizeit für unbezahlte Arbeit opfern, wäre die Welt eine andere.

Feuerwehr

Judith Fallenecker und Viki Hinterberger sind zwei von ihnen. Vor dem Haus der Freiwilligen Feuerwehr in Hochstrass, Niederösterreich, führen sie vor, wie eine Kübelspritze funktioniert. Die eine pumpt für den Wasserdruck, die andere spritzt aus der Hocke. Böse gesagt: Die Kübelspritze sieht aus wie eine Mischung aus Abfalleimer und Fahrradpumpe. Dieses «Kleinlöschgerät» aber sei «Gold wert», wie es der Feuerwehr-Kommandant am Rand stehend formuliert. Insbesondere, wenn es um kleine Küchenbrände geht. «Der große Schlauch haut dir die ganze Küch’ zam», beschreibt Christoph Fallenecker anschaulich, was zu viel Wasserdruck in kleinen Räumlichkeiten anrichten kann.

Hinterberger und Fallenecker sind zwei von sechs Frauen bei der örtlichen Feuerwehr, einsatzbereit seien in Summe 46 Leute. Nicht nur Löscheinsätze kosten Zeit und Kraft, auch die vielen anderen Gelegenheiten, wo geborgen, gerettet oder bereinigt werden muss. Die meiste Zeit aber kostet das Training und die Ausbildung bei der Feuerwehr. Judith Fallenecker ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Zudem «mischt sie mit» beim Feuerwehr-Medizinischen Dienst, wenn also Kolleg:innen oder Zivilist:innen verletzt würden. «Aber meistens ist eh die Rettung schneller», lacht die 43-Jährige, im zivilen Leben Kindergartenpädagogin.

Rotes Kreuz

Die Rettung ist vielleicht schneller, baut aber ebenfalls auf die Unterstützung Freiwilliger. «Wir sind die größte humanitäre Organisation der Welt», sagt Margit Draxl, Pressesprecherin des Roten Kreuz in Österreich, «und Freiwillige sind unser Herzstück». Im Jahr 2022 zählte das Rote Kreuz österreichweit beeindruckende 75.401 Freiwillige. Und die sind nicht nur im Rettungsdienst aktiv, sondern auch als sogenannte «Buddies» für Geflüchtete, in der Lernhilfe für Schüler:innen oder als Jugendjournalist:innen, um über die Einsätze des Roten Kreuz zu berichten.

Was wäre wenn?

Was aber, würde es keine freiwilligen Helfer:innen mehr geben? «Viele unserer Dienste wären unmöglich, ohne das ehrenamtliche Engagement», sagt Draxl. Sicher könne man alles irgendwie mit Steuergeldern finanzieren, aber: «Es ist ein wichtiger Teil des Menschen sich für andere einzusetzen. Menschlichkeit gehört zum Menschen dazu».

Auch die Feuerwehr hätte ein Problem ohne Freiwillige: Laut Statistik des österreichischen Bundesfeuerwehrverbands waren vergangenes Jahr 259.005 Menschen für Einsätze abrufbar, darunter Judith Fallenecker und Viki Hinterberger aus Hochstrass.

Augustin

Zuletzt helfen auch beim Augustin Freiwillige mit, den Zeitungsvertrieb zu organisieren. Die pensionierte Physiotherapeutin und Lehrerin Kati P. etwa. Sie ist immer donnerstags für ein paar Stunden dabei. Sie gibt Zeitungen an Verkäufer:innen aus, sortiert Kleider- und Lebensmittelspenden und, wenn nötig, übersetzt sie auf Ungarisch. Dazwischen hat sie ein offenes Ohr für all jene, die eines suchen. «Ich mache das vor allem weil ich es gerne mache», sagt Kati P. und trifft damit den Kern der Thematik. Die Ehrenamtlichen bekommen für ihre Tätigkeit zwar weder Ehre, noch Amt und schon gar kein Geld. Sie bekommen aber alle etwas zurück, wie die aufgeweckte Pensionistin weiß: «Freiwilliges Engagement bringt ja auch den Freiwilligen viel. Es erfüllt das Leben».

 

Weitere Informationen:

Freiwilligenmesse
Rotes Kreuz

Foto: Carolina Frank
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