Gehobener FilmschatzArtistin

Filmbuch

«Nein! Sicher nicht. Das machst du nach meinem Tod», antwortete Maria Lassnig auf Hans Werner Poschaukos Vorschlag, Filme, die auf ihrem Dachboden in einer Kiste lagerten, zu veröffentlichen. Lassnig hatte in ihrer New Yorker Zeit zu filmen begonnen. Vor allem in den 70er-Jahren entstanden zahlreiche Kurzfilme: Animationsfilme, Dokumentarisches, Porträts und Experimentelles. Einige der Arbeiten wurden regelmäßig aufgeführt, darunter die ikonischen Werke Selfportrait (1971) und Maria Lassnig Kantate (1992). Weitere Filme stellte sie zumindest im Rohschnitt fertig und zeigte sie auch vor Publikum, andere bestehen als Fragmente. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich konzentrierte sich Lassnig aufs Malen und unterrichtete an der Angewandten.
«Wir haben die Kiste nach ihrem Ableben aufgemacht, und es ist ein Schatz zutage getreten», erzählt Poschauko im Band Maria Lassnig. Das filmische Werk. Poschauko (Schüler Lassnigs und ihr persönlicher Assistent) und die Künstlerin Mara Mattuschka (ebenfalls Lassnig-Schülerin) kümmern sich auf Wunsch der 2014 verstorbenen Künstlerin um den filmischen Nachlass. Restaurierung und Digitalisierung der Arbeiten geschah in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum. Das Buch umfasst u. a. Aufsätze von James Boaden und Jocelyn Miller, einige Texte von Lassnig selbst sowie Fotos, Filmstills, rund ein Drittel der Seiten zeigt Faksimiles aus Lassnigs Filmnotizheften, eine umfassende Auflistung und Beschreibung ihrer Filme schließt das Kompendium ab. Beigelegt ist eine DVD mit mehr als einem Dutzend der Films in Progress, die es neu und teilweise auch wiederzuentdecken gilt. Nicht zuletzt die wunderbaren Freundinnen-Porträts der Reihe Soul Sisters.

Eszter Kondor, Michael
Loebenstein, Peter Pakesch, Hans Werner Poschauko (Hg.): Maria Lassnig.
Das filmische Werk
FilmmuseumSynemaPublikationen 2021
192 Seiten, 24 Euro