Gerade sitzen und Schultern vorArtistin

Stefan Weber über sein Projekt Weltrevolution. Der Film und über das Leben mit Parkinson

StefanWeber2.jpgDer stürmische Wind hat Rock-Viech und Polit-Trash-Guru Prof. Stefan Weber ins Planet Music geweht, zu einer Probe von Roman Gregorys Alkbottle, wo er auch zwei Nummern interpretieren wird. Ja, der Frühpensionist und Szenealtmeister ist wirklich äußerst umtriebig: Stargast bei vielen Events, zertrümmert er hier ein Saxophon, dort eine Gitarre, erscheint bei Tochter Monis Modeschauen, hält Lesungen im Rathaus und kümmert sich ums Drahdiwaberl-Programm. Anliegen Nr. 1 ist ihm zurzeit aber die Fertigstellung seines Kinofilms Weltrevolution. Der Film. Sein Lebenswerk quasi, zumindest ein Highlight im schillernden RocknRoll-Leben des Herrn Kapellmeisters. Trotz seiner Parkinson-Krankheit ist er absolut kein Leisetreter geworden, wie auch das Gespräch mit dem Augustin deutlich machte.

Weltrevolution. Der Film viele warten gespannt auf die Kinopremiere. Wann wird der Film erscheinen?

Ich trau mich da gar keine genauen Prognosen mehr zu stellen (grinst), nach den Erfahrungen der letzten 32 Jahre, denn damals hätte er eigentlich schon rauskommen sollen. Seit über 20 Jahren scheißen wir schon an diesem Projekt rum, und jetzt sollte es doch endlich im Herbst so weit sein.

Die Finanzierung soll ja auch nicht gerade einfach gewesen sein

Ja, das stimmt, und darum hats auch so lange gedauert. Denn so ein Film, wie wir ihn jetzt bringen, ist leider kaum förderungswürdig, da traut sich einfach keinerlei Filmförderung drüber. Dankenswerterweise haben wir aber nun doch über die Wiener Filmförderung denn der Film hat ziemlich viel Wien-Bezug, da kommt z. B. der Opernball vor, die Opernball-Demo natürlich auch (lacht), nicht nur der Ball eine kleine Summe, mit der man gerade das Notwendigste drehen kann, erhalten.

Nebenbei kamen wir auf allerhand obskure Ideen, wie die Venus von Willendorf, die man in verschiedenen Farben und Wertigkeiten als Förder-Baustein erwerben konnte. Auch dadurch ist noch ein bisschen was hereingekommen. Wir können das Filmprojekt zwar immer noch nicht hundertprozentig so verwirklichen, wie wir eigentlich wollten, aber immerhin wir können s jetzt wenigstens verwirklichen.


Willst du uns noch etwas mehr zum Filminhalt verraten?

(überlegt) Na ja, die Kinder sollte man eher daheim lassen, es wird sicher nicht jugendfrei

Wird es auch einen Soundtrack zum Film geben?

Das ist alles noch im Gespräch. Der Film zeigt einen Querschnitt durch das Schaffen der Dahdiwaberl und natürlich sind etliche alte Nummern dabei. Es ist halt jetzt noch die Frage, je nach dem, wie viele neue Nummern es letztendlich sind, wirds ein richtiger Soundtrack oder eher nur ein kleines Album. Oder wir heben sie noch auf für eine neue CD, aber irgendetwas wird sicher passieren!

Zum zweiten und zum letzten Mal beim Volksstimmefest

Du bist populärer und beliebter denn je, mit Amadeus ausgezeichnet und ehrengenadelt (Silberne Ehrennadel der Stadt Wien), doch die Gerüchteküche brodelt: Am Volksstimmefest (2. 9.) soll wieder mal das angeblich letzte Konzert von Drahdiwaberl stattfinden.

Eigentlich wäre dies eine logische Konsequenz, weil ja das erste Konzert auch am Volksstimmefest stattgefunden hat. Auch in den letzten Jahren wollten sie uns immer wieder dort haben, aber normalerweise bin ich um diese Zeit in Cesenatico am Strand, und da ist mir dann der Capuccino in Italien wichtiger als das Volksstimmefest in Wien! Also nein, das letzte Konzert wird s sicher nicht sein. Wir spielen ja auch noch im Oktober in Graz und (schelmisch) natürlich auch, wenn Bush wieder mal in Wien ist! Trotzdem, man weiß ja nie (nachdenklich): Die Knochen werden brüchig, aber man lernt damit umzugehen, wird vorsichtiger und ein bisschen ängstlicher. Früher bin ich Vollgas auf die Bühne geprescht, ohne Rücksicht auf Verluste und hab Purzelbäume geschlagen. Kleine Platzwunden oder geprellte Rippen waren da keine Seltenheit. Jetzt ist man halt schon sehr vorsichtig, dass man sich nix bricht. Das bemerkt man dann vielleicht auch bei der Show, aber die Menschen verzeihen mir das. Ich brauch mir auch nix mehr zu beweisen, ich hab schon so viele Exzesse geliefert, das wird dann schon akzeptiert.

Als Künstler hast du natürlich eine gewisse Verantwortung, einerseits kultur- und gesellschaftspolitisch, andererseits aber auch deinen Fans gegenüber, wie z. B. Hasi und Schurli, die treu bei jedem Konzert in der ersten Reihe stehen.

Ja, solche Fans hab ich früher nicht gekannt. Das sind absolute Superfans, sie haben ihren Kleinbus über und über mit Drahdiwaberl-Logos bemalt, begleiten jede Tour, haben Transparente mit, die sie aufhängen. Wären das nicht so aufrechte und lustige Burschen, dann wärs ja fast schon peinlich, wie sie sich vor mir auf die Knie werfen! Sie machen das schon so übertrieben, als wären sie richtige Drahdiwaberl-Darsteller, eigentlich würden sie sofort mitmachen können. Da hab ich auch schon eine Idee für den Volksstimmefest-Gig: Hasi und Schurli sollen auf der Bühne stehen!

Wie weit beeinträchtigen dich interne Streitigkeiten und auch deine Krankheit trotz Bewunderung aller, die davon wissen? Du bist ja jetzt medikamentös gut eingestellt.

Streitereien gehn mir sowieso am Oasch! Das geht doch alles nur auf Kosten der Kreativität. Und die Krankheit? Wenn ich mir Videos von Auftritten anschaue: Wenn ich auf der Bühne bin, bemerkt eh keiner was davon. Aber dann schon beim Abgang, und sonst auch. Man muss halt ständig dran denken: Gerade sitzen und Schultern vor, denn man sackt mehr in sich zusammen. Aber wenn nix Ärgeres passiert, als das (lächelt zufrieden).

Selbst Aufhören schützt vor Torheit nicht, bitte noch eine weltrevolutionäre Botschaft für alle Augustins!

Tuts weiterhin alle brav schwarzfahren, das ist mal ein guter Beginn!