Meine Wohngeschichte
Auf Parkbänken, unter Brücken, in Notschlafstellen und Abbruchhäusern hat Hans Wurst schon übernachtet. In Augustin 427 erzählt der gebürtige Wiener von seiner zeitweiligen Obdachlosigkeit und vielen Umzügen von WG zu WG. Nach einem längeren Aufenthalt in Köln und einem Zwischenstopp in Salzburg kehrt er nach Wien zurück:
Foto: Hans Wurst
In Wien angekommen – 2 Leute, 3 Hunde, keine Wohnung – war dann sehr hart. Meine Freundin und ich sind zum Glück bei Bekannten und Freunden unterkommen. Dann wurde unsere Hündin läufig, und da wir 2 Rüden hatten, mussten wir die Hündin bei einer Bekannten unterbringen, bei der sie dann auch geblieben ist, weil es ihr dort gut ging. Die Frau hatte so eine Art Pferdehof draußen am Land. Aber unsere Situation war noch immer beschissen, weil wir keine Wohnung hatten, und so hielt die Beziehung auch nicht lang. Nach ein paar Monaten war’s dann auch schon wieder vorbei.
So war ich mit meinen Hund alleine in der Stadt und bin für ein paar Monate bei einer Bekannten von mir untergekommen. Danach hat sich eine Wohnmöglichkeit bei einer Freundin von mir ergeben. Sie hatte eine Wohnung und ein Zimmer frei, und so zog ich ein. Nach zirka zweieinhalb Jahren musste ich wieder ausziehen. Der Grund war, dass das Haus, in dem wir gewohnten hatten, ihrer Mutter gehörte, und sie wollte nicht, dass ich in der Wohnung blieb. Nun hing ich wieder in der Luft. Was jetzt? Als ich eines Tages auf der Mariahilfer Straße war, traf ich einen Bekannten von einem meiner Ex-Mitbewohner, wir sind ins Gespräche gekommen, und es ergab sich, dass ich bei ihm einziehen konnte, was sich dann als sehr abenteuerlich rausstellte. Mein Hund hatte noch nie mit einer Katze gewohnt, und als wir in die Wohnung kamen, ist Folgendes passiert: Hund sieht Katze, Katze sieht Hund, und Katze läuft vor Hund davon und Hund hinterher. Die Katze rettet sich dann auf einen Kasten rauf. Nach vielleicht einem Monat lagen die beiden beieinander und schliefen friedlich.
Vier Monate später wurde in meiner ersten WG wieder ein Zimmer frei, und ich zog in diese WG zurück, aber das Glück hielt nicht lang. Nach ein paar Monaten musste ich wieder raus, bin aber schnell woanders untergekommen. Jedoch sollte ich dort erst im Dachboden mein Zimmer bauen, was ich noch zusätzlich zur Miete, die ich zahlte, finanzieren hätte müssen, somit blieb es für mich nur eine Überbrückung.
Nach ein paar Monaten zog ich bei einem Freund ein. Er studierte hier in Wien und kam ursprünglich aus Prag. Bei ihm wohnte ich auch leider nur so zwei Jahre. Er ging wieder zurück nach Prag und konnte den Mietvertrag nicht verlängern, doch er bot mir an, ich könne bleiben, müsse aber den Mietvertrag und sämtliche Kosten übernehmen. Es ist daran gescheitert, dass ich erstens niemanden gefunden habe, mit dem ich mir das Zusammenwohnen hätte vorstellen können, und zweitens hätte ich die Kosten für die Wohnung nicht alleine stemmen können. In dieser aussichtslosen Situation ergab sich wieder eine Möglichkeit für mich, in der ich bis heute noch wohne, und die Möglichkeit war folgende: Ein Freund von mir hatte eine Gemeindewohnung, er wollte in einer anderen Wohnung leben, somit wurde seine Gemeindewohnung frei, die er allerdings nicht aufgeben konnte. Er bot mir an, in diese Wohnung zu ziehen. Ich zog ein und hatte das erste Mal den Genuss, alleine zu leben, was ich mir zuvor gar nicht vorstellen konnte.
Eine Gemeindewohnung
Da ist aber allerdings ein großer Haken dran an der ganzen Geschichte: Das was mein Freund und ich machen, ist illegal. Die Wohnung, in der ich lebe, das ist eine Gemeindewohnung, und die läuft auf dem Namen von meinem Freund. Er wollte diese Wohnung schon aufgeben, konnte er nicht, weil er hier die Meldeadresse braucht, und ich habe seit Jahren nur eine Postadresse, und das zählt für Wiener Wohnen so gut wie gar nicht. Seit ein bisserl etwas mehr als einem Jahr kämpfe ich darum, dass ich eine Wohnung auf meinen Namen bekomme.
Jedoch ist das leider nicht so einfach, wie sich herausgestellt hat. Warum? Ich war in der Graumanngasse im 15. (Sitz der Wohnungskommission), dachte, ich könne dort den Antrag für eine eigene Gemeindebauwohnung stellen, hab dort meine ganzen Unterlagen hingebracht, hab der Dame dort meine Situation geschildert, und sie meinte daraufhin, das ist ja schön und nett, das Ganze, sie könne mir in meinem Falle nicht helfen. Das Einzige, mit dem sie helfen wollte, war, dass sie mich in eine Art betreutes Wohnen stecken wollte. Das hab ich dankend abgelehnt mit der Begründung, ich brauche keinen Sozialarbeiter, der mir sagt, wie ich zu leben habe, ich habe weder ein Alkohol- noch ein Suchtproblem und dass es mir klar ist, dass ich meine Miete bezahlen muss. Die Dame dort meinte, sie könne mir nur das anbieten. Der Grund war oder ist, dass ich die letzten Jahre nicht in Wien gemeldet gewesen sei, sondern nur diese Postadresse habe, und alles, was vorher war, interessiert nicht. Das war sehr enttäuschend für mich, also ging ich wieder.
Fortsetzung in Augustin Nr. 430, der am 15. Februar herauskommt