Ich liebe kurze Sätzetun & lassen

Augustinerin Alexandra Gruber

Mein Medium ist das Radio, denn das Hören ist schon immer ein Schwerpunkt meiner Wahrnehmung gewesen. Der Unterschied zum Schreiben liegt für mich in den kurzen Sätzen, ich liebe sie. Kurze Sätze entsprechen dem Medium Radio. Ich liebe es auch auf den Punkt zu kommen und nicht blumig oder barock zu erzählen. Ein Radiobeitrag ist wie eine kleine Komposition. Er muss eine Dramaturgie haben und man muss beachten, dass es sich um ein sequenzielles Medium handelt, das bedeutet, wenn ich nicht verstanden werde oder nicht spannend genug bin, steigen Hörer und Hörerinnen sofort aus.

Foto: Mario Lang

Über meinen Sprechlehrer bin ich zum Augustin gekommen und mittlerweile langjährige freie Mitarbeiterin von Radio Augustin. Er hat mich vermittelt, er muss gewusst haben, dass ich mich mit der Redakteurin Aurelia Wusch gut verstehen würde. Parallel habe ich auch eine Weile für den Neubauer Rundfunk (damals auf MW 1476 ausgestrahlt, Anm.) gearbeitet.

Das Tolle an Radio Augustin ist, dass man alles machen kann. Angefangen vom Mischpult bedienen über Beitragsgestaltung bis hin zu Live-Sendungen moderieren, wie für die frauenspezifische Sendeleiste «Zündstoff». Ich möchte darin Lebenswege von Frauen zeigen bzw. Möglichkeiten für Frauen aufzeigen und Institutionen von und für Frauen vorstellen. Aber dabei nicht jammern, dass alles so schlecht sei. Natürlich ist das Umfeld in Österreich nicht ideal, wir wissen, dass die Gehaltsunterschiede, außer man arbeitet beim Bund, noch immer bestehen oder dass Frauen fragen: ‹Was hat mir der Feminismus, außer mehr Arbeit, gebracht? Ich muss superfit sein, ich muss Kinder ernähren, vielleicht auch noch Geliebte sein!› Die feministische Kampfzeit habe ich selber miterlebt – auch immer verteidigt, denn es muss auch radikale Positionen geben, damit sich irgendetwas bewegt, und es hat sich auch etwas bewegt. Doch ich habe den Eindruck, dass das Pendel bei der heutigen Generation von Mädchen wieder in die andere Richtung schlägt. Konservative Rollenbilder sind Zeitgeist.

Eigentlich wollte ich nie Lehrerin werden und habe mich deshalb für das Diplomstudium Biologie entschieden und dann das Doktorat gemacht. Das Schnuppern in der internationalen wissenschaftlichen Welt war spannend, hätte aber in letzter Konsequenz keinen Raum für andere Interessensgebiete geboten.

In meiner ersten beruflichen Auszeit von der Privatwirtschaft habe ich radiospezifische und medienpädagogische Ausbildungen gemacht. Durch diverse Video- und Audioprojekte intensivierte sich der Kontakt mit Jugendlichen in schulischen und außerschulischen Kontexten. Da hat´s bereits gefunkt, in punkto Kommunikation. Durch einen Zufall hat sich ein Schulfenster geöffnet und ich schlüpfte in die Rolle einer Biologielehrerin. Mit Passion und Witz versuche ich aktuell Schülern und Schülerinnen «Wichtiges» fürs Leben mitzugeben.