Istrien stärkt das ImmunsystemArtistin

Erzählung

«Geht es an Abschiede, sind sie noch so banal, dann habe ich Bauchweh, mir wird kodderig und ich kann so gar kein: ‹Ach, ich bin traurig› äußern oder zeigen. Ich erstarre wieder zur kindlichen, mürrischen Salzsäule, bin energielos, niedergeschlagen, bloß kein Gefühl zeigen, weitermachen. Tun heißt Überleben.» Die Augustin-Autorin, Lyrikerin und Schauspielerin Nives Kramberger schreibt in Sehnsucht nach Premantura. Der Krebs ist ein Scherentier im Seitwärtsgang vom Abschiednehmen und vom Kampf dagegen. Reisend zwischen diesem und jenem Zuhause, der BRD und Jugoslawien, Berlin und dem südlichsten Zipfel Istriens, ist über mehrere Jahre ein Tagebuch entstanden, ein Produkt des Schreibens übers Leben und seine offensichtliche Vergänglichkeit. Nichts Philosophisches, sondern nüchterne (und dabei durchaus humorvolle) Betrachtungen einer Frau, die die Welt zwischen Kieseln am Strand und Mauern an den Außengrenzen genau beobachtet. Und die sich gleichzeitig damit auseinandersetzen muss, dass sie schwer erkrankt ist: «Ich versuche, beim QiGong an der Heilspirale mein Immunsystem umzukonditionieren. Statt anzunehmen, ‹alles, was ist›, herrsche ich es an: ‹Kämpft, bekämpft, verwandelt euch in autonome Schlägertruppen …!» Möge Nives Kramberger noch lange reisen, noch lange schreiben!

Nives Kramberger: Sehnsucht nach Premantura.
Der Krebs ist ein Scherentier im Seitwärtsgang
Edition Schreiberlebnis 2021
127 Seiten, 13,99 Euro