Juristische HürdenArtistin

Roman

«Herr Sektionschef», sagt Rosi, «wir haben einen Unschuldigen verurteilt!» Ein widersprüchliches Weg-Zeit-Diagramm, ein Hund, der nicht gebellt hatte, und ein nur vermeintlich «wasserdichtes Alibi». Die Widersprüche werden größer, je mehr Rosi darüber nachdenkt. Im Prozess hatte sie als Geschworene, also als Laienrichterin, die Verurteilung von Miro Markovic zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes mitentschieden. Erst nach dem Urteil wird der Frau bewusst, dass die Geschworenen vom Richter manipuliert worden waren. Es folgt ein oft hilfloses Ringen um Gerechtigkeit, bei dem Rosi nur alle erdenklichen Steine in den Weg gelegt werden. Eine Aufhebung des Urteils gelingt zwar nicht, für den unschuldig Verurteilten ist es aber trotzdem erfreulich.
Katharina Rueprechts Roman-Erstling, erstmals veröffentlicht 2002, basiert auf wahren Begebenheiten im Fall um Tibor Foco. Darin beleuchtet die Juristin das problematische Verhältnis zwischen Laien- und Berufsrichter_innen, indem – anders, als es das Gesetz vorsieht – die «Bürger-Richter_innen» oft völlig unhinterfragt gelenkt werden.
Die Geschworene ist anregend zu lesen, der schnörkellose Stil Rueprechts macht das Buch zu einer gut verständlichen, kurzweiligen Kritik der gegenwärtigen Rechtsprechung bei schweren Straftaten. Daneben beschreibt es die Emanzipation einer vielleicht etwas überzeichnet angepassten Hausfrau, die mit der Bewältigung von juristischen Hürden auch auf persönlicher Ebene enorm wächst.

Katharina Rueprecht:
Die Geschworene.
Eine wahre Geschichte von Mord, ­Intrige und Befreiung
Eigenverlag 2021
175 Seiten, 14,60 Euro