Jeder Schlag sitztArtistin

Erzählungen

«Wenn doch man duscht / So fehlt die Kraft zur Trocknung / Die Flaschen stapeln sich schon wieder und / Geliebter Hund pisst auf den Teppich, Vorwurf / Ein schlechter Mensch ist man, nicht würdig ihm». Poetry-Slammerin und Autorin Lena Hödl hat mit Ungeheuer einen Erzählband publiziert, der sich wie eine Sammlung von Format-Experimenten liest. Balladen, Nachdichtungen, klassische Erzählungen, Gespräche, Zusammenarbeit mit Co-Autor:innen wechseln sich ab.
In Perseiden schickt Hödl zwei Personen auf ein Date in die Wiener Weinberge. Da ist sie, die süß findet, wie nervös er ist. Und er, der sie wirklich nicht unter Druck setzen will. Oder vergewaltigen. Wirklich nicht. Es ist eine perfide und brutale Geschichte und dabei ist sie nicht weit weg vom Alltag, sie entlässt keinesfalls in den Ist-ja-nur-ein-Patricia-Highsmith-Thriller-und-überhaupt-nicht-wahr-Trost. Oder Das verwunschene Kind, «das gfrast, das deppate», das nur «die goschn hoidn» soll – hier bringt Hödl auf ganz wenigen Seiten auf den Punkt, warum Kindheit relevant ist; und Achtung, und Wertschätzung.
Am stärksten ist Hödl – wie die meisten von uns – dort, wo sie trittsicher ist. Wo sie weiß, welche Wörter sie wie aneinanderfügen muss, damit der Schlag sitzt. Am schwächsten ist sie, wenig überraschend, dort, wo sie es richtig machen will. Ihr Ausprobieren nachlesen zu dürfen, ist ein Genuss.

Lena Johanna Hödl: Ungeheuer
Erzählungen
Haymon 2023
136 Seiten, 22,90 Euro