Kein JahresrückblickDichter Innenteil

Gottfrieds Tagebuch

1. 12.

Der Gottfried hat sich einen Adventkalender gegönnt und zwar zum Preis von nur noch 1,79 Euro. Da wird er dann täglich ein winziges Stück Schokolade vorfinden, passend zum riesigen Mann, der er ist.

Dabei fällt mir ein, dass es eher seltsam wirkt, wenn man von sich in der dritten Person spricht. Aber egal, so nebenbei habe ich immer einige seltsame Sprüche lagernd. «Ein Mann wie ein Baum! Sie nannten ihn Bonsai! Wer damit gemeint war, entzieht sich leider meiner Kenntnis.

3. 12.

Stille Nacht!!! Wie bitte, ich höre nichts bei dem Lärm überall! Es ist Sonntag, also lese ich das eine, oder andere. Dabei erfahre ich unter anderem, dass sich viele Altenpfleger_innen mehr um Akten als um ihre eigentliche Tätigkeit kümmern müssen. Pflegenotstand? Nein, Pflegekatastrophe! Ich habe bereits einige Politikerreden zu dieser Thematik verfolgt und muss leider sagen, dass es sich als sinnvoller erwies, der Wandfarbe beim Trocknen zuzusehen. Dass die Menschen immer älter werden, ist ja nicht erst seit gestern der Fall, aber die hohe Politik tut laut einigen Aussagen ohnehin, was sie kann. Und das macht mir jetzt erst recht große Angst.

5. 12.

Es passiert regelmäßig, dass ich von diversen Ureinwohner_innen alles Mögliche erfahre. Zum Beispiel derzeit vermehrt Informationen über den aktuellen Krankheitsstatus. Von Husten, Schnupfen und Durchfall ist die Rede. Da ich kein hauptamtlicher Hypochonder bin, schicke ich einige Spione in meine Gedankengänge und zwar mit dem Auftrag, mir vernünftige Ideen zu dieser Causa zu liefern. Wie nicht anders zu erwarten, kreisen die Gedanken in meinem geistigen Planetarium um Kombinationen von Erkrankungen. Besonders bedenklich fände ich heftiges Niesen und Durchfall. Also in dem Fall am besten die Zeit am Thron (Klo) verbringen.

7. 12.

Gerade noch rechtzeitig wird mir kundgetan, dass morgen ein Feiertag ist. Der Handel freut sich, ich halte mich da raus. Aber auf dem Weg zum Nahrungserwerb für Mensch und Tier gerate ich heute in ein lustiges Gespräch und zwar wie üblich völlig unschuldig. Eine Dame in den zweitbesten Jahren und mit eindeutig deutschem Migrationsvordergrund steht vor mir bei der Feinkosttheke, und während ich noch mit mir in Verhandlungen stehe, welche Wurst mit welchem Käse in meiner Semmel koalieren soll, dringt plötzlich folgender Satz an mein betriebsbereites Ohr: «Mein Mann ist Rottweiler.» Unmittelbar darauf mentaler Sendeausfall meinerseits.

9. 12.

Wie allgemein bekannt sein dürfte, wird Yoga zunehmend modern. Auch bei mir, den toten Hund kann ich schon. Yoga und Meditation fand schon meine Oma sehr interessant und kommentierte das Ganze wie folgt: «Ist doch besser als den ganzen Tag nur faul herumsitzen.» Man darf natürlich auch die dazu passende Musik nicht vergessen. Was es da so alles gibt! Mönchsgesänge, Walgesänge und – wenn ich mich nicht irre – Flusspferdflatulenzen. Wie es euch gefällt!

11. 12.

Sehr geneigte Fangemeinde! Jetzt kommt etwas, das ihr eventuell euren Kindern erklären oder bei Professor Google nachschlagen müsst. Ich habe nämlich heute etwas ganz Verrücktes getan und zwar «EDV zu Fuß», also einen Brief geschrieben, mit einer Marke versehen, gefühlt ewig nach einem Briefkasten gesucht, Brief eingeworfen und mich daraufhin so richtig alt gefühlt. Aber ich bin mit meinen zarten 57 Lenzen ja ein digitaler Immigrant, ganz im Gegensatz zu dem zweijährigen Knaben im Windelferrari, der zur Regulierung seiner Lautstärke Papas Smartphone erhält. Ein «digital native» sozusagen. Dabei fällt mir ein, dass in den USA ein echter «native american» dem Donald den Kampf angesagt hat. Leider ist mir der Name dieses Mannes, der sich selbst als Indianer bezeichnet, entfallen. Sollte ihn jemand kennen, bitte einfach einen Brief an mich schreiben.

13. 12.

SKANDAL! Die letzten 5 Tage hat niemand ein Fenster an meinem Adventkalender geöffnet! Wenn ich den erwische! «!§$%&/» Mediator Mucki schaltet sich ein. Er plädiert vehement für eine umgehende Fütterung seiner Wenigkeit, während ich mir sinnlos mit Schokolade den Bauch vollschlagen soll. So weit, so nahrhaft. In den zeitgleich laufenden Nachrichten höre ich etwas über den Prozess gegen den mehrfach unbescholtenen KHG. Es gilt die Unschuldsvermutung. Was könnte ich jetzt noch anstellen? Vielleicht ein wenig Musik, die nicht unbedingt weihnachtlich daherkommt? J. J. Cale und Eric Clapton mit «Cocaine». Was das mit KHG zu hat? Keine Ahnung…

14. 12.

Kein Jahresrückblick meinerseits. Stattdessen Wünsche für ein friedliches Fest und einen guten Rutsch, liebe Menschen, die ihr uns so treu seid! Und zum Abschluss noch eine Weisheit von Ephraim Kishon: «Nichts ist unseren Künstlern so zuwider wie aufdringliche Verehrung, die ihnen von der großen Masse entgegengebracht wird. Nur eines ist ihnen noch zuwiderer, wenn ihnen die große Masse keine aufdringliche Verehrung entgegenbringt.»