Lachen ist wichtigtun & lassen

Augustinverkäufer Fidelis

Ich verkaufe den Augustin seit fast drei Jahren. Davor habe ich meinen eigenen Weg gesucht, zu überleben. Aber das war nicht so leicht. Ich habe alles Mögliche probiert, um Arbeit zu finden, aber ohne Arbeitserlaubnis – no way. Es war sehr, sehr schwer, von meinem Sozialgeld zu leben. Das waren zu der Zeit 40 Euro jeden Monat. Mir war langweilig, und das hat mich krank gemacht! Da hat ein Freund mir gesagt, ich soll Straßenzeitungen verkaufen. Egal, wie viel man damit verdient, es ist besser, als zuhause zu bleiben. Also habe ich meinen Mut zusammengenommen und zuerst andere Straßenzeitungen verkauft. Aber viele Kunden haben mich gefragt: Warum nicht Augustin? Also habe ich weiter versucht, einen Einschulungstermin beim Augustin zu bekommen und schließlich habe ich einen Augustin-Ausweis gekriegt.
Ich verkaufe den Augustin vor einem Supermarkt am Kagraner Platz, oft von sieben Uhr morgens, wenn er öffnet, bis sechs Uhr abends, wenn er schließt. Mittwoch und Sonntag sind meine freien Tage. Dann bin ich zuhause, gehe ins Fitnessstudio und in die Kirche. Während Corona habe ich keinen einzigen Tag als Verkäufer gefehlt.
Dort, wo ich stehe, ist Lachen wichtig. Ich mag keinen Streit, ich bin eine freundlich gestimmte Person und mache gern Witze mit den Leuten. Es gibt viele freundliche Menschen, aber auch harsche Leute; manche sind rassistisch. Aber du darfst diese Wut nicht an dich ranlassen. Wenn du den Augustin verkaufst, ist die wichtigste Sache: Du darfst nicht aggressiv zu den Leuten sein. Du triffst jede Menge Menschen und wenn du jemanden siehst, der unfreundlich ist, bleib bei dir. Der Manager von dem Supermarkt, bei dem ich verkaufe, kennt mich gut. Wenn ich nicht da bin, fragt er nach mir.
Was ich über mich selbst erzählen kann, ist simpel: Es ist, wie ich mit Menschen in Kontakt komme. Zum Beispiel wenn Leute beim Supermarkt wissen wollen, wer ich bin und wie ich zu dieser Lebensweise gekommen bin. Sie fragen mich: Wie fühlst du dich hier in Österreich? Warum hast du dein Land verlassen? Dann sage ich, dass wir in Nigeria viele politische Probleme haben. Natürlich vermisse ich mein Land! Manche sagen dann: Keine Sorge, alles wird gut. Sie geben dir Hoffnung und zeigen, dass Zeitungen verkaufen okay ist. Das sind die Art von Menschen, die ich jeden Tag treffe. Jeder Tag ist anders. Das Wichtigste für mich ist, dass ich eine gute Möglichkeit habe, zu arbeiten, und dass ich glücklich bin.

Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Mario Lang