Lernen aus Erfahrungtun & lassen

Foto: © Mario Lang

Augustiner Andràs Tkàcsuk

Ich glaube, ich bin 1998 das erste Mal zum Augustin gekommen, das ist lange her! Ich bin in Ungarn aufgewachsen, in Dunaújváros. Es ist eine freundliche Stadt, aber ich bin weggezogen – wegen der Verschmutzung durch eine große Stahlfabrik. Vermutlich wäre ich sowieso irgendwann hier gelandet, denn ich liebe es, zu reisen. Mit 18 habe ich Ungarn verlassen und für mehrere Jahre in Kanada, Italien und England gelebt. Damals in den 80ern, zu Zeiten des Kommunismus, war das eine große Sache. Alle haben darüber gesprochen: «Ja Mann, geh nach Amerika, in einen Nachtklub, in den Westen!»
Als ich jung war, war ich mit meinem Bruder in einer Motorradgang und es war mein Traum, mit dem Motorrad zu reisen. Manchmal sind wir zusammen gefahren. Das war eine wunder­volle Zeit. Er lebt noch in Ungarn und ich will ihn besuchen, um ihm meine Arbeit zu zeigen. Ich habe vier Jahre lang an einem Buch geschrieben und bin mir sicher, dass es ein großer Erfolg wird. Aber ich habe es nicht für Geld geschrieben, sondern schreibe einfach über meine Leidenschaft und Erfahrungen. Ich reise, so wie andere Lotto spielen, nach Bauchgefühl. Ich frage mich oft, wo ich herkomme und suche nach etwas Ähnlichem wie Buddha, einer Erleuchtung vielleicht. Wie er, habe ich viel in Wäldern geschlafen und meditiere manchmal im Wienerwald.
Ich bin zwar ein Träumer, aber ich lebe nicht im Märchenland. Wenn man in ein neues Land kommt, realisiert man schnell, dass alles eine Illusion ist. Manchmal verkaufe ich stundenlang den Augustin und bekomme nur ein paar Euro zusammen. In Österreich bekommt man nur im Winter eine Notunterkunft, im Sommer gibt es dieses Angebot nicht. In der Caritas-Unterkunft, in der ich gerade wohne, ist es oft stressig und es gibt Probleme mit anderen Bewohnern. Einige sind psychisch krank, was vom Geldsystem verursacht wird. Wie viele bekannte Menschen vor mir, würde ich vorschlagen, das kapitalistische System abzuschaffen oder eine Grundversorgung für alle einzuführen.
In meinem Leben habe ich viele Menschen getroffen, denn ich liebe es, zu plaudern. Ich weiß nicht, woher diese Gewohnheit kommt, ich genieße es einfach – ich bin eine Quasselstrippe. Über meine Erfahrungen könnte ich noch viele weitere Bücher schreiben. Selbst bin ich kein Bücherwurm, ich lerne durch Erfahrung. Ich plane hier zu bleiben, warum nicht? Mein Plan ist, als Ungarischlehrer zu arbeiten, das habe ich schon in London gemacht. Und ich möchte mein Leben genießen – wer will das nicht?

Protokoll: Sylvia Galosi