Leuchtende Persönlichkeit vor dunklem Hintergrundtun & lassen

Sachbuch: Adelheid Popp und der Kampf für das Frauenwahlrecht

Vor 150 Jahren erblickte Adelheid Popp das Licht der Welt. Entrechtet und unmündig, den verächtlichen Drohgebärden von Kirche und Staatsgewalt ausgesetzt, verschrieb sie sich dem Aufbau der Arbeiter_innenbewegung und dem Kampf für die Befreiung der Frau.

In seinem eben erst erschienenen Buch «Ich fürchte niemanden» – Adelheid Popp und der Kampf für das Frauenwahlrecht erzählt Gernot Trausmuth die Geschichte dieser leuchtenden Persönlichkeit vor dem dunklen Hintergrund ihrer Zeit.

Allen Widerständen trotzend begann die redegewandte Popp auf öffentlichen Versammlungen aufzutreten und überzeugte mit ihrer energischen Art und ihrem rhetorischen Talent. Rasch avancierte sie zu einer führenden Figur in der Wahlrechtsbewegung, wenngleich sie stets betonte, dass das Frauenwahlrecht kein Zweck an sich, sondern bloßes Mittel im Streben nach der Befreiung von Ausbeutung sei. Die Mobilisierung der Arbeiterinnen für gewerkschaftliche und politische Kämpfe stand im Zentrum ihrer Aktivitäten. Popp organisierte Frauenversammlungen und sammelte Berichte von den ausbeuterischen Verhältnissen in den Fabriken, die sie über die Arbeiter-Zeitung publik machte. Sie unterstützte die ersten Arbeiterinnenstreiks und ermöglichte die Organisation der Heimarbeiterinnen und Dienstmädchen. Schließlich war sie eine der ersten weiblichen sozialdemokratischen Abgeordneten der Konstituierenden Nationalversammlung. Mit ihrem Einzug ins Parlament im Jahr 1919 und der ersten von einer Frau dort gehaltenen Rede endet auch das Buch.

Trausmuths im Mandelbaum-Verlag erschienenes Buch ist sorgfältig komponiert. Es legt die Charakterzüge der Protagonistin ebenso offen wie die grundlegenden Entwicklungslinien der aufstrebenden Arbeiterinnenbewegung. Der Autor vermittelt zwischen Person, Ereignis und Struktur und stößt Gedanken zu strategischen und organisatorischen Fragen an, die auch heute nichts an Relevanz verloren haben.

Julia Brandstätter

Gernot Trausmuth:

«Ich fürchte niemanden»

Adelheid Popp und der Kampf für das Frauenwahlrecht

Mandelbaum 2018, 270 Seiten, 19 Euro