Augustiner Anton Tantner
Als Schüler habe ich damals die «Waldheim-Debatte» mitverfolgt, doch mein Interesse ist mittlerweile eher von der Zeitgeschichte weg hin zur Frühen Neuzeit gegangen.
Mitverantwortlich dafür war die Lektüre von Michel Foucaults «Überwachen und Strafen». Dadurch bin ich aufs Thema Volkszählung und die damit verbundene Hausnummerierung gestoßen, womit man zunächst auch Verblüffung erzeugen kann. Schrittweise hat sich daraus immer mehr ergeben, wie zum Beispiel die Hausnummern-Flanerie, die ich anbiete.
Ich bin Lehrbeauftragter an der Uni Wien, wo ich Semester für Semester Lehrveranstaltungen einreiche und darauf hoffen muss, diese auch bewilligt zu bekommen. Im Sommersemester und davor konnte ich eine dreistündige abhalten, über die ich mich versichern kann. Um prekäre Arbeitsverhältnisse zu verbessern, engagiere ich mich seit ihrer Gründung in der IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen. Davon abgesehen habe ich mich vor fünf Jahren habilitiert und bin daher Privatdozent, wie das so schön heißt.
Wie ein Privatdozent zum Augustin kommt? Über die «Groll-Geschichten» von Erwin Riess. Ich habe diesen Autor immer schon gerne gelesen und irgendwann bemerkt, dass er regelmäßig im Augustin veröffentlicht. Dann ist auch noch die Karl-Kraus-Serie von Richard Schuberth hinzugekommen. Der Sound und die Haltung des Augustin haben es mir schließlich angetan, und ich fand es spannend, darin zu publizieren. Ich möchte nämlich nicht nur für ein wissenschaftliches Publikum schreiben und finde es schön, von der Redaktion auch Aufträge zu erhalten, wie über die Geschichte des Hauses Reinprechtsdorfer Straße 31 zu schreiben, wo der Augustin untergebracht ist.
Das Weinviertel mit dem Marchfeld interessiert mich auch sehr, weil es dort flach ist, denn meine Alpinismus-Erfahrung endet beim Kalenderberg bei Mödling (332 Meter hoch, Anm.). Ich lese gerne Reiseführer und stoße dabei auf Nebenwege, die in mir weiterarbeiten, vor allem bei Themen, die nicht so einfach online zu recherchieren sind, wie zum Beispiel über den ersten österreichischen Radweg. Ausgangspunkt dafür ist ein Reiseführer übers Marchfeld gewesen, der in den 1990er-Jahren als österreichisch-slowakische Koproduktion herausgegeben worden ist. Darin habe ich von diesem Sgraffito gelesen … (Näheres dazu auf S. 18, und auf S. 8 dieser Ausgabe wirft Anton Tantner einen historischen Blick aufs «wilde» Baden in Wien). Was mich in letzter Zeit fasziniert und nichts mit meiner Arbeit als Historiker zu tun hat, sind sogenannte Suiseki-Steine, also chinesische oder japanische Gelehrtensteine. Sie sollten unbearbeitet sein, und man stellt sich diese einfach zum Anschauen hin, ohne dass sie einen speziellen Sinn oder esoterischen Hintergrund hätten.
Foto: Ruth Weismann