Melancholische Anti-LiebesliederArtistin

«Fräulein Hona» mit neuer CD

Aus «Lockerem Musizieren unter Freundinnen» wurde eine richtige Band: «Fräulein Hona» hat vor kurzem das zweite Album vorgestellt.  «Of Circles And Waves» präsentiert zehn sparsam instrumentierte Songs mit leicht melancholischem Einschlag abseits des Mainstreams. Im Interview sprechen drei der vier Musikerinnen mit Robert Fischer über Professionalisierung, aufwendige Hobbys und viel zu kitschige Liebeslieder.

Foto: Carolina Frank

Wie ist «Fräulein Hona» entstanden?

Johanna: Kerstin, Judith und ich studierten gemeinsam Musiktherapie. Wir haben uns dann 2010 einmal bei mir in der WG getroffen, um gemeinsam zu musizieren, nur so zum Spaß! Etwa ein halbes Jahr später ist dann Melanie dazugestoßen, die Kerstin schon aus der Schule kannte.

Kerstin: Zu Beginn war das eher so lockeres Musizieren unter Freundinnen, aber langsam ging das Ganze dann doch in Richtung Band. Zuerst war ein Lied da, dann noch eines, dann sind wir einmal bei einer «Open Stage» in Wien aufgetreten, dann brauchst du einen Bandnamen usw. So ist die Sache dann langsam ins Laufen gekommen.


Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen?

Melanie: Das kommt daher, dass Hanna und Kerstin im «Konzertcafé Schmied Hansl» bei einer Session zu hören waren, noch vor unserem ersten Aufritt. Dort wurde dann Kerstin vom Café-Besitzer mit einer Kellnerin verwechselt und als «Fräulein Nicole» angesprochen. Und als «Hohner» haben wir immer die Melodica bezeichnet. So ist dann aus diesen beiden Begriffen der Bandname entstanden.

Was hat sich seit der Veröffentlichung eures ersten Albums 2013 («The Ground Benath Our Feet») verändert?

Johanna: Damals waren wir noch Studentinnen, jetzt haben wir fast alle 20-Stunden-Jobs, und es ist schon eine große Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen. Wir spielen jetzt mehr Konzerte, und der Organisationsaufwand ist größer geworden. Vor dem ersten Album hatten wir auch wenig Erfahrung mit dem ganzen Prozess, eine CD aufzunehmen und zu veröffentlichen. Aber wir haben uns da einfach reingestürzt, alles Schritt für Schritt erarbeitet und dabei Unterstützung vom MICA oder anderen Musikern bekommen. Damals beim ersten Album haben wir z. B. die CDs noch persönlich vom Pressewerk in Tschechien abgeholt.

Kerstin: Oft stolpert man auch in Sachen hinein, wie z. B. bei dem Video, das wir vor kurzem zu dem Song «La percée du soleil» gedreht haben. Auch da dachten wir uns: Das machen wir selber. Und deswegen hatten wir niemanden, der uns bei Drehbuch, Regie etc. unterstützt hat. Aber das Video ist trotzdem sehr schön geworden. Dadurch dass wir oft gar nicht wissen, was bei dieser oder jener Sache auf uns wirklich zukommt, lernen wir auch viel.


Seid ihr durch diese Erfahrungen die Aufnahmen zu eurer neuen CD «Of Circles And Waves» schon anders angegangen?

Kerstin: Auf jeden Fall! Von der Musik her wussten wir jetzt schon viel genauer, was wir im Gegensatz zum ersten Album verändern wollten. Beim ersten Album haben wir die Instrumental-Teile und die Stimmen fast immer alle zusammen eingespielt, diesmal haben wir mehr Einzelspuren aufgenommen.

Melanie: Wobei wir dann nach dem Aufnehmen der Einzelspuren aber festgestellt haben, dass diese Technik zwar für den Klang und für den Schnitt später super ist, aber dass wir diese Art des Musikmachens gar nicht gewohnt sind. Darum mussten wir unseren ursprünglichen Plan etwas abändern und bei einzelnen Liedern doch wieder alles gleichzeitig aufnehmen. Die Einzelspuren hatten einfach nicht die gleiche Dynamik, als wenn wir vier gemeinsam in einem Raum spielen!


Wie entstehen eure Songs? Schreibt da jede von euch selbst, oder schreiben doch alle gemeinsam?

Melanie: Die Grundmelodie und die Texte sind meistens von einer Person, wobei wir alle selber Lieder schreiben. Meistens verwenden wir da Klavier oder Gitarre. Das können Liedteile sein, einmal war’s auch nur ein Text oder gleich ein komplett fertiges Stück. Dann spielen wir uns das gegenseitig vor, schauen, welche Stimmung der Text hat und was gut dazu passt, z. B. ob die Instrumentierung eher fulminant oder sparsam sein soll.

Ein Stück auf eurem neuen Album heißt «anti lovesong». Um was geht’s da?

Kerstin: Ich finde, das Image, das von der Liebe in den üblichen Songs, Filmen und Serien verkauft wird, ist ein sehr sich selbst aufgebendes, nach dem Motto «Ohne dich kann ich nicht leben!» Dieses Klischee widerstrebt uns einfach, und darum geht’s in dem Song. Wir haben selten «lustige Lieder», deswegen hat es Spaß gemacht, einmal ein Thema nicht ganz so ernst zu nehmen!

Könnt ihr von eurer Musik leben?

Johanna: Nein. Wir haben für das neue Album fast keine Förderungen bekommen. Wenn mich jemand fragt, bezeichne ich unsere Musik meistens als aufwendiges Hobby! Finanziell profitieren wir als Einzelne nicht von der Band, aber durch unsere Einnahmen aus den Konzert-Gagen und den CD-Verkäufen können wir die Studioaufnahmen oder z. B. den Videodreh finanzieren.

Was bedeutet für euch Erfolg?

Melanie: Für mich ist der größte Erfolg, wenn die Leute nach einem Konzert sagen, dass sie von unseren Liedern berührt waren! Und dass man die Gemeinsamkeit spürt, die uns als Band verbindet.

«Of Circles And Waves»

www.fraeuleinhona.com

Live: 10. 12.

Musikalischer Advent­kalender, Wien