Städte unterm Radar: Zlín
Die Schuhmarke Bata kennen wohl manche, aber nur wenigen dürfte bekannt sein, dass der Unternehmensgründer Tomáš Baťa (1876 – 1932) aus seiner Heimatstadt Zlín (heutiges Tschechien) laut Architekturmuseum der TU München eine «Modellstadt der Moderne» gemacht hat.
Der (Schuh-)Fabrikant ließ ein Industrie- und ein Wohnviertel für seine Arbeiter:innen nach Vorbild der englischen Gartenstadt aus dem Boden stampfen, aber auch Gesundheits-, Sport- und Kulturstätten (das Kino hatte ursprünglich 2.000 Sitzplätze!). Alles musste schnell und billig realisiert werden – an sich nichts Besonderes bei einem Kapitalisten, doch außergewöhnlich ist hier, dass dabei die Qualität nicht auf der Strecke geblieben ist. Sogar Le Corbusier zeigte sich in der Zwischenkriegszeit von der funktionalistischen Entwicklung in Zlín stark beeindruckt.
Glücklicherweise ist ein beträchtlicher Teil der «Modellstadt» zunächst vom Kommunismus, später vom Wendekapitalismus verschont geblieben. So konnte eine sanfte Revitalisierung umgesetzt werden, und mehr noch: Das Tomáš-Baťa-Memorial, das über der Stadt thront und als Ausstellungspavillon dient, wurde nach den Originalplänen von 1933 restauriert. Allein dieser große Glaskubus wäre eine Reise wert, aber auch die nicht funktionalistischen und teils sehr hügeligen Stadtgebiete laden auf Spaziergänge bzw. auf kleine Wanderungen, etwa zum Waldfriedhof, ein.