Tierfreunde bei Aktionärs-Hauptversammlungtun & lassen

Der Schutz der großen und der kleinen Tiere - ein Widerspruch

Tierrecht.jpgDie Verhaftung von zehn Österreichern, denen vorgeworfen wird, Tierrechtsaktivisten zu sein, sonst nichts, weil es ein Gesetz gibt, dass jede Person in Österreich eingesperrt werden kann, wenn man nur behauptet, sie gehöre einer kriminellen Organisation an, war ein tiefer Schlag in die Magengrube des Rechtsbewusstseins, vor allem der jungen Staatsbürger, wovon sich die Demokratie voraussichtlich lange nicht erholen wird. Die Justiz macht sich ihre Terroristen selbst.

Davon soll hier nicht die Rede sein. Auch nicht davon, dass Demonstrationen vor Kleiderbauer-Filialen auch unter dem Schutze des republikanischen Demonstrationsrechtes stehen. Auch nicht davon, ob es richtig sei, dass Menschen, die nie eine Waffe in die Hand nehmen würden, gegen andere Menschen, die mit Waffengewalt wehrlose Tiere metzeln, gegen Tierfabriken, Robbentötungen und Tierdressuren in Zirkussen demonstrieren.

Diese Erzählung betrachtet nur einen einzigen Aspekt dieser an traurigen Kapiteln reichen österreichischen Justizgeschichte. Und es ist wahrscheinlich nichts daran wahr, alles nur Spekulation und der Augustin distanziert sich vorsorglich gegen alle Interpretationen, die der Unschuldsvermutung widersprechen.

Unter Niederösterreichs Tierschützern geht ein Gerücht um, das, siehe oben, bislang ein solches bleibt. Niemand will einen Beweis dafür liefern. Und es spricht auch einiges gegen dieses Gerücht! Kritische Zeitgenossen haben so etwas Ähnliches wie ein Zeit-Weg-Diagramm der handelnden Personen und Orte erstellt und einige Indizien zusammengetragen. Im Mittelpunkt der Spekulationen steht der niederösterreichische Landesjägermeister, die von ihm beherrschten Medien und die Realverfassung von Niederösterreich.

Multitalent mit multiplen Einflüssen

Der Ökonomie-Rat Christian Konrad ist ein Multitalent, kennt sich bei der Scholle, bei Malerei und Grafik, bei Immobilien, im Bank-, im Versicherungs-, im Pressewesen, in der Gastronomie und in Mariazell, bei den Salzburger Festspielen, im ORF und bei der ÖVP gut aus. Er hat oder hatte in der Funktion als Vorstandsmitglied, -vorsitzender, Geschäftsführer, Aufsichtsratmitglied und -vorsitzender oder Obmann Einfluss auf:

Arion Privatstiftung, Hans Dujsik Privatstiftung, Austria Shopping Center GmbH, Raiffeissen-Holding NÖ-Wien Beteiligungs GmbH, Albertina, AXA Versicherung AG, AXA Konzern AG, DO & CO AG, Medicur Holding GmbH, LLI Holding AG, Raiffeisen Ware Austria AG, Siemens AG Österreich, Praelusio Beteiligungs AG, Versicherungsanstalt der österreichischen Bundesländer, Versicherungsaktiengesellschaft, die nach einem Megaskandal nun UNIQA AG heißt, BIBAG AG, A-WAY Holding und Finanz AG, Strabag AG, Agrana GmbH, der Austria-Collegialität AG, Porr AG, Erste niederösterreichische Brandschaden-Versicherungs-AG, der BL Syndikat Beteiligungs GmbH, der Raiffeisen-Finanzierung AG, die dann Cembra Beteiligungs AG hieß, der Strabag Se., Raiffeisen-Revisionsverband NÖ-Wien, Mediaprint GmbH (was angeblich besonders die Redakteure von trend und profil zu spüren bekommen).

Was weiß ich noch? Herr Konrad ist, verknüpft man diese Fäden zu einem Netzwerk, ein durchaus einflussreicher Mann, was er gerne und gekonnt gestisch unterstützt. Vor allem aber ist er der Landesjägermeister von Niederösterreich. Denn er betreibt, angeblich als einzige Versicherungsanstalt in Österreich, für seine UNIQA-Lieblingskunden eine eigene Jagd. Die gab es schon, als das Institut noch Bundesländer-Versicherung hieß. Offenbar eine selbst unter Assekuranzen unübliche Pflege von finanzstarken Auftraggebern, die keine Scheu davor haben, als bestechlich zu gelten. Und das wiederum missfällt den Tierschutzorganisationen.

Hier also das angekündigte Zeit-Weg-Diagramm:

15. Mai 2008: Mitglieder des Vereines Gegen Tierfabriken diskutieren und organisieren per E-Mailverkehr eine Demonstration gegen die UNIQA-Großkunden-Jagd und den Niederösterreichischen Landesjägermeister. Die Mails werden von der Polizei mitgelesen. Die Telefonate von amtsbekannten Tierschützern werden offiziell schon seit April 2007 abgehört.

16. Mai 2008: In Wien wird eine Tierschutz-Demo angemeldet. Noch am selben Tag beantragt die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt (Niederösterreich! Obzwar es Verdächtige auch in Wien, Tirol und in der Steiermark gibt) Hausdurchsuchungsbefehle gegen zehn Mitglieder verschiedener Tierschutzvereine. Das Landesgericht Wiener Neustadt bewilligt die Anordnung der Staatsanwaltschaft am selben Tage.

19. Mai 2008: 9.30 Uhr, vor dem Eingang der UNIQA-Versicherung in Wien sammelt sich ein Grüppchen Tierschutzaktivisten, um die Gäste der Aktionärs-Hauptversammlung zu begrüßen. Organisiert wurde die angemeldete Demo (die UNIQA-Spitzen waren also nicht sehr überrascht über den unfreundlichen Empfang) vom mittlerweile tragisch-prominenten Martin Balluch, der seinen Tierschutz-Zorn in einem Flugblatt argumentiert:

Die Jagd sei eine notwendige Regulation der Natur, heißt es in der Propaganda der Jägerschaft. Und dann zeigt sich durch solche Beispiele, was Jagd wirklich ist: eine tierquälerische Unterhaltung für die oberen Zehntausend, die bereits derartig abgestumpft sind, dass sie Gewalt gegen Tiere ausüben müssen, um noch einen Kitzel zu verspüren. Gut 22.000 Euro muss man üblicherweise hinblättern, um ein Jagdwochenende lang Tiere schießen zu dürfen. Dass UNIQA ihre Geschäftspolitik auf dem Rücken der Tiere betreibt, stellt dieser Firma kein gutes Zeugnis aus!

Während der Versammlung durfte sich dann einer aus der Tierfreunde-Clique mit dem Ticket eines frustrierten Aktionärs ganz legal zu Wort melden und vor der versammelten Aktionärsschaft seine Ehrerbietung vor den Jagdfreunden kundtun. Was ein Fest für die UNIQA-Aktionäre hätte werden sollen, manche reisten von sehr weit an, viele in sehr wichtigen dunklen Anzügen, geriet zu einem demütigenden Spießrutenlauf. Es kam einem Blattschuss auf die waidmännische Ehre des Landesjägermeisters gleich. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Wozu ist man sonst der mächtigste Mann Österreichs?

Am sehr frühen Nachmittag, als die letzten Do&Co-Brösel verputzt oder zumindest eingepackt waren, war der Event zu Ende. Noch am selben Tage gibt es die Anordnung zur Durchführung der Hausdurchsuchungen.

21. Mai 2008: Eigentlich nur Stunden nach der Demo, wie eine schlagfertige Antwort, stürmen zwischen sechs und sieben Uhr morgens maskierte WEGA-Einheiten mit gezogener Waffe 23 Wohnungen und Büros in mehreren Bundesländern. Auf Geheiß eines niederösterreichischen Staatsanwaltes! Türen wurden eingetreten, Schlafzimmer gestürmt, Kinder traumatisiert, Handschellen angelegt, das ist mittlerweile alles aus den Zeitungen und Magazinen bekannt, die sich in ihrer Entrüstung über den Verfassungsbruch gerade überschlagen. Bis auf ein wöchentliches Kleinformat.

7. Juli 2008: Das profil benötigte ganze 47 Tage, bis es seinen Lesern über eine einzige Kleinformatseite davon berichtet hatte. (In derselben Ausgabe befindet sich ein an Unwichtigkeit kaum zu überbietendes Interview über ganze vier Seiten mit Natascha Kampusch). Die profil-Reportage beginnt mit den Worten: Sechs Uhr morgens, es klopft leise. Eine junge Frau geht zur Tür: Polizei. Sie solle aufmachen.

21. Juli 2008: Exakt zwei Monate nach den Überfällen folgte endlich im profil (Nr. 30/2008) eine ausführliche Schilderung des Skandals, über fast drei Seiten findet sich eine akribische Auflistung der Sünden der Tierrechtsaktivisten.

Gegen etwaige Schlussfolgerungen aus diesen Beobachtungen spricht allerdings, dass ein so gevifter Wirtschaftskapitän, wie es der niederösterreichische Landesjägermeister ist, kaum seine Bilderbuchkarriere aufs Spiel setzen wird, nur um sich an ein paar Tierrechtschaoten zu rächen! So persönlich gekränkt kann er ja gar nicht sein.

 

Ich habe da ein großes Problem. Ich habe nämlich Angst um die Sicherheit meiner Familie. Ich will auch verhindern, dass meinem Kind frühmorgens von maskierten Polizisten die Kinderzimmertür eingetreten wird. Als Schulkind kaufte ich öfters den kleinen Tierschutzkalender, eigentlich wurde uns der in der Schule aufgedrängt. Und als Sechzehnjähriger hatte ich zwei Lose von der Tierschutzlotterie. Zum Glück habe ich nichts dabei gewonnen. Zu meiner Entschuldigung kann ich vorbringen, dass ich ja in diesen jugendlichen Tagen nicht wissen konnte, in welches kriminelle Netzwerk ich mich da begeben hatte, wie sehr ich mich dadurch verdächtig und strafbar, das ist in Wiener Neustadt dasselbe, gemacht hatte. Und zum Zeichen meiner Läuterung, dass keinerlei weitere Tatbegehungs- und/oder Wiederholungsgefahr oder gar Absprache mit irgendwelchen Tierfreunden besteht, habe ich heute vor Zeugen unseren Hund gequält. Von meiner Freundin, die Vegetarierin ist, habe ich mich getrennt. Ich bin kein Tierschützer! Trotzdem schrieb ich diesen Artikel lieber anonym.