Universaldilettantismustun & lassen

Augustiner Fritz

Wenn man in einer Sparte Künstler ist, kann man sich zumeist auch in anderen Sparten künstlerisch ausdrücken. Insofern würde ich mich Universaldilettant nennen. Angefangen hat das mit den Gedichten.

Foto: Gabriele Ziegelmaier

Da war ich stark von der Wiener Gruppe beeinflusst, von den radikalen Sprachexperimentierern wie Jandl oder Konrad Bayer. Zu malen begonnen hab ich als Donaukanalfährmann, davon werde ich später erzählen. Die schräge Wiesn am Donaukanal war ideal für meine «Rinnbilder», ich brauchte das Bild nur auf die Wiese zu legen, schon rann die Farbe böschungsabwärts. In den «Skizzen- und Poesie-Schundheften», die ich – das war der Rekord – bis zu 21 Mal kopierte, vereinige ich meine beiden Passionen, das Schreiben und das Zeichnen. Irgendwann, das muss so um 2000 herum gewesen sein, verschlug es mich in die Schreibwerkstatt des Augustin. Und dort lernte ich auch die Theatercrew des Augustin kennen. Meine Knechtrolle im Turrini-Stück «Sauschlachten» war quasi der Höhepunkt meines Künstlerdaseins. Kollegen aus der Augustin-Redaktion sagen, ich sei der «Jazzer» der Theatergruppe; sie meinen damit, dass ich auf der Bühne improvisiere wie ein Jazzer und mich nicht stur an das Auswendig-zu-Lernende halte. Zum Universaldilettanten fehlt nur mehr die Musik. Ich dilettiere auf Tasten und an Saiten, aber immer nur in privatem Rahmen. Als begleitender Dichter der Jazzband «gstanzt» trat ich dreimal öffentlich auf. Nein, eigentlich nur zweimal, denn im Reigen (Wiener Musikveranstaltungszentrum, die Red.) konnten wir nicht auftreten, weil der Tontechniker nicht zur Stelle war; trotzdem bekamen wir die volle Gage. Seit 12 Jahren mache ich auch bei Radio Augustin mit. Mein nächstes selbständiges Kunstprojekt, das weiß noch niemand, wird TRADIDA heißen. Das steht für Trash, Dilettantismus und Dadaismus. Aufführungsort wird ein U-Boot im Donaukanal beim Döblinger Steg sein. Du meinst, es gibt keine U-Boote im Donaukanal? Schaumamoi.

Jetzt die Geschichte meiner Fährmannszeit. Ein Kellner des Lokals, in dem ich oft verkehrte, übernahm eines Tages die Fähre, die zwischen dem Leopoldstädter und Erdberger Ufer des Donaukanals verkehrte. Er hatte zwei linke Hände, ich half ihm aus und schlitterte in das Abenteuer Donaukanal hinein. Wie, glaubst du, starb der Kellner? Er ersoff im Donaukanal. Sepp, der Oberösterreicher, übernahm dann das Boot. Und ich war sein Kompagnon. Die 20 Jahre mit der Fähre waren die besten meines Lebens. Die Fähre am Ende der schrägen Wiesn war für mich zugleich Abenteuerurlaub und Stammbeisl. Viele Lesungen fanden an der Anlegestelle statt. Die schräge Wiesn war die Arena. Dann bauten sie die Scheiß Brücke, und die Fähre war erledigt. Wir sammelten 7000 Unterschriften für den Erhalt der Fährverbindung, aber vergebens. Aus heutiger Sicht war das gar nicht schlecht. Ich füllte das Loch, in das ich zu stürzen drohte, aus, indem ich zum Augustin stieß.