Video als WiderstandswerkzeugArtistin

Aus der KulturPASSage

Um «widerständige Musen» dreht sich eine der aktuellen Ausstellungen in der Kunsthalle im Museumsquartier. Genauer gesagt um die Schauspielerin, Regisseurin und Feministin Delphine Seyrig und das in den 1970ern gegründete Video-Kollektiv Les Insoumuses und weitere feministische Video-Kollektive im Frankreich der 1970er und 1980er. Gemeinsam mit ­Carole Roussopoulus und Ioana ­Wieder drehte sie aktionistische Filme, die in der sehr umfangreichen Ausstellung in Ausschnitten gezeigt werden. Mein persönlicher Favorit war Maso und Miso fahren Boot (1976), in dem eine Fernsehsendung mit der französischen Staatssekretärin für die «Lage der Frau» kommentiert wird.
Seyrigs Engagement reichte von Frauenrechten über politische Gefangene bis hin zu Prostituierten und Homosexuellen. Durch die Gründung des Centre audiovisuel ­Simone de Beauvoir schuf das Kollektiv erstmals eine Stelle zur Archivierung der weltweiten Frauenbewegung. Ein weiterer Aspekt der Ausstellung ist die Anti-Psychiatrie-Bewegung sowie die internationale Frauenbewegung, die Seyrig ebenfalls unterstützt hat. Die schiere Flut von Filmausschnitten überwältigt eine:n und gleichzeitig lädt sie dazu ein, tief in die Geschichte der Frauenbewegung einzutauchen.
Delphine Seyrig kannte ich bis dato noch nicht, und das Ausmaß ihres Engagements schon gar nicht. Umso wichtiger finde ich diese hochinteressante tiefgehende Ausstellung. Ein bisschen Zeit sollte man jedoch mitbringen – ich habe, ohne alle Filmausschnitte zu sehen, weit über eine Stunde dort verbracht.

Widerständige Musen
Bis 4.9.
Kunsthalle
7., Museumsplatz 1
www.kunsthallewien.at

Foto: Courtesy Seyrig Archive, © Alexandra & Géronimo Roussopoulos

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