Wiener SurfopernstarsArtistin

Anfang Juli traten sie im Chelsea vor sitzendem Publikum auf:
Balu & die Surfgrammeln mit ihrer instrumentalen Surfmusik zwischen Heurigen und Opernhaus. Gitarrist Wolfi Gramml alias Wolfgang Birkfellner im Gespräch über Geld, Spaß, Trübsal und Fotolovestorys.

Interview: Robert Fischer

Eine Wiener Band spielt Surfmusik der 1960er-Jahre – wieso?
Wolfi Gramml: Da sind einige Sachen zusammengekommen. Ich habe in meiner Jugend schon immer sehr viel Sixties-Musik gehört. In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre bin ich ziemlich auf Sampler von seltenen Garagerock-Singles und diverse Surfmusik-Compilations reingekippt. Als 1994 Pulp Fiction ins Kino kam, war Surfmusik auf einmal wieder populär.

Wie wurde aus der Begeisterung eine Band?
Ich habe schon früher Gitarre in diversen Schülerbands gespielt, und irgendwann hat mein Sohn Josef (aka Balu) begonnen, Schlagzeug zu lernen. Wir wollten gemeinsam etwas spielen, und Markus, ein Uralt-Freund von mir, hat gesagt, da mach’ ich mit. Kathi, die ausgebildete Bratschistin ist, hat angeboten, Bass zu spielen. Gitarrist Fabio ist der beste Freund von meinem Sohn. Start der Band war im Herbst 2012. Wir haben aber schnell gemerkt, dass erstens keiner von uns richtig gut singen kann und es zweitens aber Riesenspaß macht, das Instrumentalstück Walk Don’t Run von The Ventures zu spielen. So fing das alles an.
Ich finde es einfach witzig, instrumental zu spielen. Beim Singen ist halt immer eher der Sänger im Mittelpunkt, und ich finde es viel interessanter, wenn die Gruppe im Fokus steht. Bei einem klassischen Streichquartett würde man ja auch nicht sagen, dass der erste Geiger oder der Cellist der Wichtigste ist. Zusätzlich ist in unsrem Genre das Songmaterial viel komplexer als bei vielen Vokalnummern.

Ihr habt vor kurzem die Vinyl-DoppelSingle Pepe – a Tale of Love and Passion veröffentlicht, die du im Konzert als «Surfoper» vorgestellt hast.
Na ja, wir haben uns gedacht, so eine Rockoper wie Tommy von The Who kennt man ja schon, machen wir halt eine Surfoper! Eigentlich war der Auslöser die ein bissl ang’soffene Idee, ein Konzept­album aufzunehmen. So kam es dann zu dieser Surfoper, die als Handlungsrahmen durch eine Fotolovestory, wie es sie im Bravo regelmäßig gegeben hat, im Innencover zusammengehalten wird. Mein Traum ist es, einmal ein Doppelalbum zu veröffentlichen. Dafür sind wir aber zu faul.

Das Artwork eurer Veröffentlichungen ist beachtenswert. Ist das nicht auch eine Kostenfrage?
Dass wir mit der Band nicht wirklich viel Geld verdienen, war eh schon immer klar, es ist eher Spaß und Hobby. So eine Sache wie der Verkauf der Vinyl-Doppel-Single deckt nur einen Teil der Kosten, deshalb ist es uns wichtig, dass wir zumindest auch eine Gaudi mit der ganzen Sache haben.

Gerade ist der neue Sampler Sabulturo 1920 erschienen, der Musik versammelt, die im Lockdown komponiert und aufgenommen wurde.
Wir hatten vor dem Lockdown noch ein erfolgreiches Konzert in Berlin. Danach ist die Band drei bis vier Monate eher untätig zuhause trüb herumgesessen. Retrospektiv gesehen war das eine ganz komische Zeit. Ein Bekannter, der auch Musiker ist und sich «Salami Recorder» nennt, hat in diesem Zeitraum alle möglichen befreundeten Musiker_innen gefragt, ob sie nicht bei einem Sampler mitmachen wollen. Es kamen überraschend viele Rückmeldungen und mithilfe einer Kulturförderung war es dann sogar möglich, eine limitierte LP mit 180 Exemplaren zu produzieren. Und wir haben einen Song aus unseren Homerecording-Sessions beigesteurt, die wir während des Lockdowns gemacht haben.

surfgrammeln-san.org

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