Augustin 391 - 06/2015

«Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Bekleidung» – haha! Jedenfalls konnten wir am 21. Mai einen «Herbsteinbruch» mit rund zehn Grad Celsius und Regen verbuchen. Wir ließen uns von dieser Wetterkapriole abhalten, das angekündigte öffentliche Frühstück in der Mariahilfer Straße durchzuziehen. Nennt uns ruhig Warmduscher oder Schattenparker, aber wir lassen uns nicht gerne auf weichgekochte Eier regnen!Apropos Bekleidung, Doris Kittler hat den «Fashion Revolution Day» zum Anlass genommen, um nachzuspüren, ob nun der «Slow Food»-Welle jene von «Slow Fashion» folgt und wie die Modekonzerne versuchen, ihr Gewissen reinzuwaschen. Diese Fleißaufgabe der Autorin der Rubrik «Wiener Wäsche» machten wir zur Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe, welche auf den Seiten 6 und 7 zu finden ist.

Seltsam gekleidet sind jene Herren jenseits der dreißig, und somit Senioren (sic!), die Fußball-Reporter Wenzel Müller auf der Schmelz angetroffen hat. Er besuchte ausnahmsweise kein Fußballmatch, sondern die Football-Begegnung Vikings Superseniors vs. Vienna Knights. Die Jungspunde der Knights verpassten den Superseniors eine ordentliche Abreibung, aber den Senioren macht dieser raubeinige Sport noch immer Spaß, wie auf den Seiten 20 und 21 zu erfahren ist.

Im wirklichen Leben Senior_innen und noch immer Sportler_innen spürte ich in Eggendorf im Traunkreis auf. Noch nie von diesem Ort gehört!? Obwohl dort eine Sportstätte steht wie ihresgleichen in Österreich kaum noch vorzufinden ist, nämlich eine freistehende Ladenbahn. Noch nie von einer Ladenbahn gehört!? Mehr dazu auf den Seiten 16 und 17.

Genug des Sports, hin zur (Welt-)Literatur, einem weiteren Schwerpunkt dieser Ausgabe: Die aktuelle Produktion des 11% K.Theaters, das Stück «Sauschlachten» von Peter Turrini, feiert so große Erfolge, dass selbst der Autor dazu auf Seite 27 Stellung nehmen muss. Ein weiterer, und nicht gerade unbekannter Schriftsteller ist mit einem Text im «dichter innenteil», genauer in der Rubrik «Aus der KulturPASSage» vertreten. Keine Sorge, Doron Rabinovici ist nicht zum Kulturpassbesitzer geworden, er tritt als Gastautor im Rahmen einer Benefizaktion auf.

Kollege Robert Sommer hat Ulysses von James Joyce gelesen und ist somit vermutlich Angehöriger einer Minderheit. Jenen Roman, dessen vertrackte Handlung sich bloß über einen Tag zieht und trotzdem oder gerade deswegen als kaum konsumierbar gilt. Nichtsdestotrotz wird sogar in Wien der Bloomsday, im übertragenen Sinne jener Tag, der in Ulysses den zeitlichen Rahmen vorgibt, mehrheitsfähig und eine kaum noch überschaubare Anzahl an Veranstaltungen zu Ehren des Roman-Protagonisten Bloom finden am 16. Juni statt. Robert Sommer hat auf den Seiten 24 und 25 versucht, den Überblick zu bewahren.

Natürlich darf im Augustin neben den großen Schriftstellernamen auch kein weitgehend unbekannter fehlen. In diesem Sinne näherte sich Karin Jahn auf Seite 26 Thomas Losch an. Mittlerweile von der Lohnarbeit pensioniert, die ihm im Endeffekt lieber gewesen ist als jene zu erwartenden Abhängigkeiten, in die er sich als freier Autor hätte begeben müssen.

Zum Schluss müssen wir noch einmal aufs Wetter zurückkommen. Jede Wette, der Augustin-Wetterexperte und Tagebuchschreiber Gottfried wird in seinen Aufzeichnungen auf Seite 39 detailliert auf den «Herbsteinbruch» eingehen. Mehr kann ich im Moment auch nicht dazu sagen, denn dieser Freigeist pfeift seit Tagen auf den Redaktionsschluss, wird also in letzter Sekunde abgeben und sich dabei hochkreativ aufs Wetter ausreden.

Ringsum

eingSCHENKt

«Niedrige berußte Gänge, nirgends Hausgärten, und in den neueren Bauten Thür an Thür die kleinen Wohnungen, die Kerker der Kinder», berichtet Max Winter in seinen Stadtreportagen über die Wiener Außenbezirke. Das ist die andere Geschichte zum 150-jäh… weiterlesen

Noch funktioniert Greenwashing…

Ein Tag des Misstrauens gegen die Mode-Ketten

Am «Fashion Revolution Day», der am 24. April begangen wurde, gedachte man weltweit der vielen Opfer, die der Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesch vor zwei Jahren brachte. 1138 Textilarbeiter_innen kamen damals ums Leben, mehr als 25… weiterlesen

Hallo, Jugendliche? Wo seid Ihr? Verbündet Euch!

20 Jahre AUGUSTIN: Jahrgang 2005 – «Echo», mehr als nur ein Haus in der Gumpendorferstraße

Über das autonome Jugendzentrum «Echo» hat der Augustin schon in der gemeinsamen Gründungsphase geschrieben und ist ihm bis zum bitteren Ende im Jahr 2005 treu geblieben. Lisa Bolyos hat bei «Echo»-Gründer_innen nachgefragt, was der Stadt fehlt, seit… weiterlesen

Wohlstand & Meer. Wohlstand & mehr.

Für die allermeisten Menschen begann die Krise nicht 2008

In der Alten Schmiede im Zentrum Wiens startete Mitte Mai die vom Schriftsteller Ilija Trojanow konzipierte Gesprächsreihe mit dem Titel «Weltbefragung». Erster Gesprächspartrner war Christian Felber, Mitbegründer der «Bank für Gemeinwohl»; erstes Th… weiterlesen

Ich liebe kurze Sätze

Augustinerin Alexandra Gruber

Mein Medium ist das Radio, denn das Hören ist schon immer ein Schwerpunkt meiner Wahrnehmung gewesen. Der Unterschied zum Schreiben liegt für mich in den kurzen Sätzen, ich liebe sie. Kurze Sätze entsprechen dem Medium Radio. Ich liebe es auch auf de… weiterlesen

Sachbuch: Eine Jugend haben – Die Jugendarbeit in Wien bekommt ein dickes Denkmal gesetzt

Die Dampfmaschine und die Jugend, zitiert Lothar Böhnisch, waren die wichtigsten Erfindungen der Moderne. Das Verständnis von Jugend als einer gesellschaftlich eingerichteten Phase, in der man experimentieren, sich qualifizieren, sich ausprobieren da… weiterlesen

Dannebergpredigt: Bitte zu Tisch!

Bei uns zu Hause wurde nicht „zu Tisch gebeten“. Meine Mutter rief laut: „Essen!!!“ Und alle rannten, die Brüder am schnellsten, meine Schwester und ich hintennach. Der Vater bekam als Erster zu essen, dann die Jungs, danach wir Mädchen. Und die Mutt… weiterlesen

«Nach Hause geht man immer zu Fuß»

Viel Kultur für einen kurzen Straßenabschnitt: die Thelemangasse

«The Forever Road», auf Deutsch «Die Ewigkeitsgasse». Das ist der Titel eines Romans des amerikanischen Autors Frederic Morton, der unter dem Namen Fritz Mandelbaum in Wien geboren und vom NS-Regime aus seiner Heimat vertrieben wurde. Davor besaß sei… weiterlesen

Noch einmal einen Neubeginn wagen

American Football: Das Spiel mit dem Ei

Ob füllig oder schlank, groß oder klein – im American Football gibt es für jede Statur eine Position. Erst recht bei den Vikings Superseniors, einem Wiener Football-Team, das vor fünf Jahren gegründet wurde und bei dem auch und gerade blutige Anfänge… weiterlesen

Unberechenbare Vermutungen

Langsam geht der Bloomsday auch ins Wiener Brauchtum ein

«Was waren, auf ihre einfachste wechselseitige Form reduziert, Blooms Gedanken über Stephens Gedanken über Bloom und Blooms Gedanken über Stephens Gedanken über Blooms Gedanken über Stephen?» «Er dachte, er dächte, er wäre Jude, wohingegen er wusste,… weiterlesen

Leben ins Gesicht geschrieben

Peter Turrini über die versteckten Kompetenzen des Augustin-Theaters

Den Mitwirkenden des 11% K-Theaters sei das Leben ins Gesicht geschrieben. Wenn solche Leute an sein Stück «Sauschlachten» herangehen, bleibe das Realistische seiner Dramen gerettet, das ansonsten auf «abg’schleckten Bühnen» vom Ästhetischen überroll… weiterlesen

Gedichte

Hommage

Liebe
Erdzeitalter
wertvoller als der teuerste WeinKalt

Stapfe ziellos durch ein Menschenmeer
leer der Blick
auf mich

Frühlingspurzelbaum

jedes Jahr neu leben
meine Freiheit
zu sein

Du liebst mich

Diamanttränen
fern dieser Zeit
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Liebe

Liebestoll – tollkühn
«Ohne Fleiß kein Preis.» «Nur wer wagt, gewinnt.»
Der Preis der Einsatz? Der Gewinn der Preis?
– Verdienter? – Gewonnener?
Erstrebt, angestrebt, erzwungen
«Wie gewonnen so zerronnen.»
Geschenkt – absichtslos

BK weiterlesen

Mei Oitog

I steh auf und leg mi nieda
hob ka Hockn und bin zwida
nur am Achtn kaun ich lachn
weu do gibt´s die Oarbeitslosn
und a Göd in meine Hosn
meine Schuidn zohl i a
drum is mei Beasl gaunz schnö la
des wiedahoid si imma wieda
I steh auf und leg mi nieda
weiterlesen

Jubiläen, Auszeichnungen, Wettzwitschern

Tagebuch eines Augustinverkäufers

9.5.
Ganz Wien ist schon ESC. Außer meine Wenigkeit. Eurovisions-Songcontest. Hat mich irgendwie nie wirklich interessiert. Und dann kam Tom Neuwirth, oder Conchita Wurst. Aber das war mir anfangs auch ziemlich wurst. Bis die intoleranten Wortmeldu… weiterlesen

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