Augustin 473 - 12/2018
Eitel Wonne unbekannt
Die alten Römer sind schuld daran, dass wir den Jahreswechsel bei klirrender Kälte begehen müssen. Wir verdanken es der cäsarischen Kalenderreform, dass das Jahr mit 1. Jänner beginnt und nicht mehr wie zuvor am 1. März.
Wie nett wäre es doch, das neue Jahr bei milden Temperaturen im Frühling begrüßen zu können und nicht mit Bums, Trara und Peng quasi aus dem Winterschlaf aufgescheucht zu werden. Und überhaupt, was gibt es schon zu feiern? Aber warum denn, lieber
AUGUSTIN, bist du schon wieder so mieselsüchtig und negativ gestimmt?, höre ich die Fragen aus der geneigten und kritischen Leserschaft. Gerne würde ich antworten können: Das ist halt das Grantlerisch-Wienerische, dem der Gefühlszustand eitler Wonne vollkommen unbekannt ist. Leider jedoch, lautet das Resümee der vergangenen zwölf Monate – jetzt einmal ganz undifferenziert ausgedrückt: 2018 war kein gutes Jahr, und es besteht für das kommende ebenfalls wenig Grund für Optimismus. Eine differenziertere Analyse der gesellschaftlichen und politischen Geschehnisse der vergangenen Monate sowie mögliche zukünftige Entwicklungen wagen Michaela Moser und Lukas Oberndorfer im Interview mit Samuel Stuhlpfarrer ab Seite 8.
Vor genau einem Jahr, in Ausgabe Nr. 450, schrieb Kollege Reinhold Schachner im Editorial: «Mit der neuen Regierung (…) muss man auch für den Sektor Wohnen das Schlimmste befürchten.» In unserer seit Anfang 2018 bestehenden Serie Immo aktuell nehmen verschiedene Autor_innen Tendenzen, Trends, Entwicklungen, Status quo und Vorhaben in Sachen Wohnen und Bauen unter die Lupe. Diesmal befasst sich Christian Bunke insbesondere mit dem Vorhaben von Türkis-Blau, das Lagezuschlagsverbot aufzuheben (Seite 13). Lagezuschläge bei Mietwohnungen bedeuten höhere Mieten für viele und hübsche Zusatzeinnahmen für Vermieter_innen. Menschen, die Wohnungen mieten, sind ÖVP und FPÖ ohnehin ein Dorn im Auge, man propagiert das Eigenheim im Eigentum. Dieses sei langfristig günstiger und vor allem sicher. Sicherheit durch Eigentum – HA! Wer sich Wohnraum, vor allem ein Einfamilienhaus, kauft, stottert oft bis ins Pensionsalter Kredite ab, und wehe jenen Haus- und Wohnungseigner_innen, die über längere Zeit Mindestsicherung beziehen. Was die bisherige Arbeit der Regierung und ihre Pläne betrifft, dürfen wir also mit Recht pessimistisch bleiben, jedoch keinesfalls resignativ: In diesem Sinne präsentiert der AUGUSTIN das Starter Pack 2019 auf seinem Cover – Möge die Macht mit uns und Ihnen sein!