Augustin 476 - 02/2019
Sport & Drogen
In der österreichischen Sport- und Drogenpolitik wird gerne wider besseres Wissen und aufgeklärtes Denken entschieden. Dazu ein paar Beispiele.
Der Verkehrsminister braucht den Geschwindigkeitsvollrausch und findet mit 140 Sachen über die Autobahn zu brettern richtig geilomobil. Seine Partei ist es auch gewesen, die die Rücknahme des Rauchverbots in Gastrobetrieben vorangetrieben hat. Dabei ist der Partei-Obmann nicht nur Vizekanzler, sondern auch Sportminister! Das muss man sich, den blauen Dunst hindurch, vor Augen führen: Der Sportminister setzte sich für eine Liberalisierung beim Rauchen ein.
Diese Chuzpe wurde später von seiner Partei- und Amtskollegin vom Gesundheitsministerium kompensiert, indem sie per Erlass das «Inverkehrbringen» von Cannabidiol (CBD) in Lebensmitteln und Kosmetika verboten hat, obwohl CBD nicht als Suchtmittel definiert ist.
Nichtsdestotrotz machte sich Ronny Taferner, bereits vor dem Erlass losziehend, auf den Weg, um medizinisches Cannabis «aufzustellen». Nicht für sich, sondern für seine Großmutter, die an einer schweren Autoimmunerkrankung leidet. Medizinisches Cannabis verspricht nämlich eine Linderung ihrer Beschwerden. Auf wen und auf welche Widerstände er dabei gestoßen ist und welche Ratschläge er erhalten hat, ist ab Seite 6 zu lesen.
Die darauffolgenden Seiten handeln ebenfalls von einer, wenn auch legalen, Droge, nämlich vom Rotwein. Ein Achterl gilt bekanntlich als Medizin, und lange hat sich niemand daran gestoßen, dass die bekannteste österreichische Rotweinsorte, der Zweigelt, nach einem Nazi benannt ist. Wie es dazu kommen konnte und wer diese Sorte endlich umbenennen möchte, dem ist Günther Stockinger nachgegangen (Seite 10).
Noch konsequenter als die Österreichische Weinmarketing GmbH verweigert sich der Skiverband (ÖSV) der Geschichtsaufarbeitung. Grund genug für den Theatermacher Jakub Kavin, um seine neue Bühne mit einem Stück über die Missbrauchsfälle im Skizirkus zu eröffnen. Sportreporter Hannes Gaisberger nutzte diese Gelegenheit, um endlich einmal in die Rolle des Kulturjournalisten schlüpfen zu können (Seite 26).
In unserem Sportressort sind Frauen sowohl als Interviewte als auch als Mitarbeiterinnen präsent. In diesem Sinne porträtieren Mareike Boysen (Text) und Nina Strasser (Fotos) mit Anna Lallitsch eine der wenigen Sportkommentatorinnen in diesem Land (Seite 20). Nina Strasser ist nicht nur Fotografin und vielfach ausgezeichnete Reporterin, sondern auch Lehrende an der Wiener FH für Journalismus. Zwei von ihr betreute Arbeiten sind in der vorliegenden Ausgabe zu finden und weitere werden folgen. Welche es sind, dürfen Sie erraten.