Augustin 486 - 07/2019
Heiße Tage, kühle Geister
Fluss, See, Meer. Während die einen an grünen Ufern dem Urlaubsfeeling frönen, stecken die anderen die Zehen in den Sand. Die nächsten wiederum sitzen gerne am sprudelnden Gebirgs-Wasserfall. Hauptsache Wasser, bei diesen Temperaturen. Fast schon ein Sport, täglich nachzuschauen, ob wieder ein Jahrhundertrekord gemessen wurde. Der vergangene Juni ist laut vorläufiger Bilanz der ZAMG Spitzenreiter aller je gemessenen Junis: «Sonnenscheindauer 45 Prozent über dem Mittel, 57 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel und Temperatur 4,7 Grad über dem Mittel.»
Ein Rekord auch in Frankreich: 45,9 Grad am 28. Juni. Am Tag zuvor rief das Land den Klimanotstand aus – ein Begriff, der auf Klimaaktivist_innen zurückgeht. Aber am Tag des Hitzerekords sprayte die Pariser Polizei Klimaaktivist_innen mit Tränengas nieder. Davon gibt es ein Video. «Who is defending whom?», fragte Greta Thunberg dazu. Währenddessen lief die Sea-Watch 3 im Hafen von Lampedusa ein. Kapitänin Carola Rackete widersetzte sich damit dem Verbot Salvinis. Ein Akt von Zivilcourage, obwohl Menschen zu retten für alle selbstverständlich sein sollte. Vor allem für Regierungen. Rackete wurde festgenommen. Wer verteidigt wen? Veronika Weis hat mit Tamino Böhm von Sea Watch über die Kriminalisierung von Seenot-Retter_innen gesprochen (Seite 8).
Wer wen verteidigt, konnten wir uns im heißen Juni auch angesichts eines heißen Kampfes fragen, der über gefegte Böden und durch die Medien ging: jener der Caritas-Reinigungskräfte gegen ihr Outsourcing. Eine Hilfsorganisation, die ihr Personal mit weniger Geld abspeisen will? Lisa Bolyos berichtet in der Coverstory über die Chronologie des Arbeitskampfes (Seite 6).
Heiß ist auch den Kids auf dem Triplett, die auf unserem Bilderrätsel zum Baden radeln. Rechtzeitig zu den Sommerferien sind die AUGUSTIN-Kinderseiten wieder da (Seite 26–27)! Spiel, Spaß und Wissenswertes: ab jetzt in jeder Ausgabe!
Wer der Sonne mal entfliehen mag, kann auch die Geister rufen: in der einst längsten Geisterbahn Europas, die theoretisch auch die älteste im Prater ist und kürzlich verkauft wurde. Nina Strasser hat ihre Geschichte aufgeschrieben und wunderschön-gruselige Fotos geschossen (Seite 16). Die Journalistin und Fotografin ist diesmal auch unsere Augustinerin (Seite 3). Ihr wurde kürzlich der österreichischen Preis für Pressefotografie objektiv 2019 in der Kategorie Wirtschaft überreicht, und zwar für eine AUGUSTIN-Story (Bericht: Seite 13). Juhu!