Augustin 489 - 09/2019
Barrierefreie Lösungen
Stufen, Türschwellen, steile Rampen sind für die meisten Menschen schlimmstenfalls potenzielle Stolperfallen. Für Menschen, die einen Rollstuhl benutzen, bilden sie oft unüberwindbare Hürden, die bestenfalls mit Hilfe anderer überwindbar sind. Was wundert, ist, dass selbst bei Neu- und Umbau barrierefreie Lösungen meist nicht beachtet werden. Wobei barrierefreies Bauen ja allen zugute kommt. Ein Beispiel aus der Gastronomie: Was ist leichter – eine Rodel voll mit Getränkekisten auf einer schiefen Ebene schieben oder über Stufen hieven? Eigentlich ist in Österreich Barrierefreiheit im Bereich öffentlich verfügbarer Dienstleistungen im Sinne gleichberechtigter Teilhabe verpflichtend. Offenbar ist die Gesetzeslage aber schwammig genug, dass Umsetzung oder eben öfters Nichtumsetzung mehr oder weniger wurscht ist. Ein Umstand, auf den Erwin Riess immer wieder hinweist, sei es in seiner Kolumne Barrierefrei (Seite 18), sei es durch seine literarische Schöpfung und Alter Ego Herr Groll, dessen Reisen und Reflexionen Leser_innen üblicherweise auf der vorvorletzten AUGUSTIN-Seite verfolgen können. In dieser Ausgabe bringen wir einen Vorabdruck aus Erwin Riess´ neuem Roman Herr Groll und die Donaupiraten (Seite 28). Andreas Fellinger hat den Autor interviewt, und Carolina Frank hat ihn, auch für unser Coverbild, abgelichtet.
Barrieren, die an der Teilnahme am gesellschaftlichen Geschehen hindern, sind nicht nur physischer Natur: Armut, Krankheit, Anderssein können zu Ausschluss und Abwertung von Menschen führen. Um Erfahrungen des Nicht-der-Norm-Entsprechens geht es in den Texten unserer AUGUSTIN-Literatur-spezial-Beilage Innen: am Rand, in der fiktive und autobiografische Lyrik und Prosa von Nadine und Gogi Kegele, Katharina Kleibel, Andi Kleinhansl, Sonja M. und Heli Yletyinen zu lesen sind.
Sozial- und Pflegearbeiter_innen haben von Berufs wegen mit Menschen zu tun, die vorübergehend oder längerfristig sozial und/oder körperlich gehandicapt sind. Dabei stehen sie selber unter enormem Druck: Überarbeitung, schlechte Bezahlung, Personalmangel – um nur einige der Mängel zu benennen. Markus Schauta setzt sich in seinem Beitrag, den Seda Demiriz illustrierte, mit den Missständen im Sozialbereich auseinander (Seite 6).
Den AUGUSTIN gibt es übrigens nach wie vor barrierefrei auf der Straße oder postalisch als Abo zu erwerben.