Augustin 512
Vom Mensch-Sein
Es war nicht abgesprochen, es ist «passiert», dass Uwe Mauch in seiner Rubrik «Lokalmatador_in» eine Ergänzung zum Coverdossier lieferte. Marko Iljić, der aktuelle Lokalmatador, ist mit seinen Eltern 1972 «ganz klassisch» am damaligen Südbahnhof angekommen. Das «Gastarbeiterkind» Marko studierte später, heute arbeitet Herr Iljić als Fremdenführer in Wien (S. 19).
Nermin Beharić betreibt einen Frisiersalon in Ottakring. Auch er kam aus Jugoslawien nach Österreich, aber nicht aus freien Stücken, er flüchtete im Krieg. Im Gespräch mit Olja Alvir erzählt der Friseur von den sozialen Agenden, die sein oft unterschätzter Beruf mit sich bringt, aber vor allem über seine Erfahrungen als Flüchtling und sein Mitwirken als Zeitzeuge bei «Nach der Flucht» (S. 8). Diese Ausstellung ist ab Mitte September in der Hauptbücherei zu sehen und war Anlass fürs vorliegende Dossier.
Die Hauptbücherei spielt auch im Beitrag über das Kollektiv KLAUS eine Rolle, denn die Performancegruppe nutzt das Gebäude als Kulisse. KLAUS führt (sich) ausschließlich an öffentlichen Orten auf, um «den Lebensraum Stadt zurückzuerobern». Nina Thiel begab sich zum Urban-Loritz-Platz, um von der KLAUS’schen Intervention «Princess» in Wort und Bild zu berichten (S. 22).
Der Mariannenplatz liegt in Berlin-Kreuzberg und war im August Schauplatz der Kundgebung zum «Vagabundenkongress 2020». Inhaltlich knüpfte die Neuauflage an den historischen Kongress von 1929 an, denn es gilt auch heute noch, gegen die wirtschaftliche Ausbeutung und politische Repression von Nichtsesshaften anzukämpfen. Mit von der Partie in Berlin waren unsere Mitarbeiter_innen Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber, die übrigens auch die Titelgeschichte (S. 6) verfasste. Ihren Report aus Berlin über die moderne Vagabundenbewegung können Sie auf Seite 10 lesen.
Es menschelt in einem positiven Sinne verstanden ziemlich stark in diesem Heft, und das ist auch gut so in Zeiten, in denen unser Zusammenleben mit einer vierfarbigen (!) Ampel geregelt wird.