Augustin 518

Aus gegebenem Anlass

Hat selbst die Kanzlerpartei kein Vertrauen mehr in die Arbeit des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT)? Sie will nämlich islamistische Extremist_innen mit Hilfe des Maßnahmenvollzugs wegsperren.
Fans einer Law-and-Order-Politik, mit der sich übrigens der Grüne Juniorpartner in der Regierung mit zunehmendem Alter immer besser arrangiert, jubeln. Kritiker_innen argumentieren, dass just das Gefängnis eine Schule des Verbrechens sei, und erhielten vom Ende November veröffentlichten Verfassungsschutzbericht 2019 die Bestätigung. Im Kapitel «Phänomen Islamistischer Extremismus und Terrorismus» heißt es: «Diese Risiken (der Radikalisierung, Anm.) betreffen die Phase während des Gefängnisaufenthalts wie auch die Zeit nach der Haftentlassung. Überdies werden in Haftanstalten oft neue Netzwerke gebildet, die auch nach der Entlassung relevant sind.» Was ist nun diese Erkenntnis des BVT der Regierung wert? Offensichtlich nicht einmal das Papier, auf dem sie geschrieben steht. Unser Experte für Gefängniskritik, Christof Mackinger, holte den Maßnahmenvollzug vor die schwedischen Gardinen und sprach mit ehemaligen Insassen von Anstalten «für geistig abnorme Straftäter_innen» über die Sinnhaftigkeit dieser Form der «Unterbringung» (S. 6) .
Eine Anlassgesetzgebung wie jene in Folge des Attentats vom 2. November ist nur eine Scheinlösung, aber keine Ursachenbekämpfung. Ähnlich betrachtet Andreas Hennefeld den Spruch «Schleich di, du Oaschloch», der auf T-Shirts gedruckt schon weite Runden gezogen hat (S. 30). Wenn schon T-Shirt, dann das brandneue AUGUSTIN-Leiberl. Mit dem Kauf der Merchandiseprodukte (S. 9) unterstützen Sie sowohl die Kolporteur_innen als auch das Gesamtprojekt. Der AUGUSTIN ist Selbsterhalter, an dem wohl der von der Regierung jüngst angekündigte 180 Millionen schwere Werbekelch vorüberziehen wird (S. 14) …

Lachen ist wichtig

Augustinverkäufer Fidelis

Ich verkaufe den Augustin seit fast drei Jahren. Davor habe ich meinen eigenen Weg gesucht, zu überleben. Aber das war nicht so leicht. Ich habe alles Mögliche probiert, um Arbeit zu finden, aber ohne Arbeitserlaubnis – no way. Es war sehr, sehr schw… weiterlesen

Yes, we sell immer noch!

wos is los … beim Augustin

«Yes, we sell!», haben wir zu Beginn von Lockdown I getitelt. Damals war alles unklar: Wer darf was wo wann tun und wer wird von wem warum dann trotzdem weggewiesen oder abgestraft? Mit einem halben Jahr Pandemieverwaltungs- und Pandemiverhaltenserfa… weiterlesen

Das Beste für alle Kinder

eingSCHENKt

«Im Bretteldorf war es ein Glück, wenn du was zum Essen gehabt hast», erzählt Hannelore Sigmund. An der Donau in Kaisermühlen erstreckte sich vor hundert Jahren eine Siedlung verarmter Kleinhäusler_innen, Tagelöhner und prekärer Arbeiter_innen. Aus d… weiterlesen

Abnorme Strafe

Alle Jahre wieder wird der Maßnahmenvollzug öffentlich verhandelt. Und zwar immer dann, wenn die Rufe nach Verschärfung und Ausweitung laut werden. Trotz grüner Regierungsbeteiligung steht die nötige Reform aus. Die Abschaffung sowieso.

Text: Chri… weiterlesen

Zwei Häuser verschwinden

1150 Wien. Wo einst zwei Biedermeierhäuser standen,
klafft heute eine Baulücke. Ein Neubauprojekt verspricht Luxuswohnraum mit Tiefgaragen – im Bezirk mit dem niedrigsten Durchschnittseinkommen Wiens.

Text: Valentine Auer
Fotos: Benjamin Storck… weiterlesen

Der privatisierte Gemeindebau

Immo Aktuell

Hetzgasse 8. Ein Altbau bot einst dutzenden Haushalten ein leistbares Dach überm Kopf. Eigentümerin war jahrzehntelang die Stadt Wien. Seit der Privatisierung herrschen Leerstand und Verfall. Jetzt plant ein Immobilienkonzern den obligatorischen Dach… weiterlesen

Die Welt verändern

Sachbuch: Black Lives Matter

Ein Julitag im Jahr 2014 hat das Leben des Autors nachhaltig verändert. Es war der Tag, an dem er ein Video über die Ermordung von Eric Garner durch den New Yorker Polizisten Daniel Pantaleo sah. Im Würgegriff stieß er etwa ein Dutzend Male «I can’t … weiterlesen

Arisierter Eintopf

Sachbuch: Kochbuch

Ein Buch über ein Kochbuch? Karina Urbach erzählt über das «arisierte» Kochbuch ihrer Oma Alice, die in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Goldeg­gasse (Wien IV) eine Kochschule betrieb und daneben noch Kochbücher schrieb. Ihr wichtigste… weiterlesen

Was geht im Sport?

Verbote und Absagen statt Medaillen und Rekorde. Das Sportjahr 2020 wird nur einen schmalen Prachtband hervorbringen, vor allem im Amateur_innensport.

TEXT: HANNES GAISBERGER
FOTO: MARIO LANG

Wenn für Sie – wie für mich – Sport etwas ist, dess… weiterlesen

«Der kann was»

Lokalmatador

Erwin Greiner ist als Schuldirektor in Pension, jedoch als Pädagoge weiterhin unermüdlich.

TEXT: UWE MAUCH
FOTO: MARIO LANG

Am ersten Donnerstag im Monat treffen sich in Nicht-Lockdownzeiten die «Jung-Schweizer» im Chamäleon in der Blutgasse. … weiterlesen

Statt Doppeladler zwei Löwen

Ein Buch über Albanien öffnet die Tür in den Balkanraum

Allein das Titelfoto des Bild- und Textbandes Albania’s 90. Photographs and Narratives / Fotografi dhe Tregime sollte Balkan-affinen Menschen Kaufargument genug sein. Es zeigt nicht etwa den Doppeladler, das Wappentier Albaniens, sondern zwei Löwen i… weiterlesen

«Ich mag das Haptische»

Seit vielen Jahren genießt Katharina Klement den Ruf als international renommierte Persönlichkeit im Feld der elektroakustischen Musik. Die gelernte Klavierspielerin bewegt sich zwischen Komposition und Improvisation und macht sich für beides häufig … weiterlesen

Es lebe der Bruch!

Musikarbeiter unterwegs … Hernals, Währinger Park, Los Angeles

Als Bruch veröffentlichte der Wahlwiener Philipp Hanich das Album The Fool und eine Single, beide phantastisch. Fettkakao, Label der 7“, beglückt uns dazu mit den Cliquey Bitches aus L. A., notwendige internationale Perspektive.

Text: Rainer Krisp… weiterlesen

O du lieber Augustin

Hamakom online

Der flächendeckenden Schließung von Kulturstätten zum Trotz setzt das Theater Nestroyhof Hamakom die feine Tradition als Etablissement fort. So wird «Sam’s Bar» zwar unter dem Ausschluss der persönlich anwesenden Öffentlichkeit leiden. Als Entschädig… weiterlesen

Das Skalpell des Sarkasmus

Literatur

Ein abgehalfterter Schriftsteller, einst Bestsellerautor, versinkt in einem Sumpf aus Selbstmitleid und Schreibblockade. Er lässt sich gehen. Seine Frau, die sich von ihm getrennt und einen jüngeren Lover zugelegt hat, dümpelt in der grellen Oberfläc… weiterlesen

Vom Acker

Literatur

Was könnte Tagwan sein? Franziska Füchsl bietet in ihrem ersten langen Prosatext etwa folgende mögliche Bedeutungen an: «die Tagesarbeit, verrichtetes Tagewerk», «ein Flächenmaß, Juchart». Uneindeutig wie der Titel ist auch die Form des Texts – Prosa… weiterlesen

JULIA LACHERSTORFER

Spinnerin

Julia Lacherstorfer beschreitet neue Wege und zeigt sich personell erstmals ohne Kollektiv. Thematisch legt sie sich mit der Rolle der Frau in der traditionellen Volksmusik an und spinnt neue Fäden. Inspiriert vom Zeitzeuginnen-Report Bäuerinnen erzä… weiterlesen

ERNST TIEFENTHALER

Luna Park

Kling-Klong, eine Klavier-Miniatur steht an der Pforte zu Ernst Tiefenthalers Vergnügungspark. Für gewöhnlich wirkt der Ernst unter dem Decknamen Ernesty International und bevorzugt englische Texte. Alles dreht sich, alles bewegt sich – nach Welt (20… weiterlesen

Wie wird Tofu gemacht?

«Eine Frage an …» die Kochbuchautorin Elisabeth Fischer

Wie wird Tofu gemacht?

Tofu wird in China und Japan seit Jahrhunderten hergestellt und auch täglich gegessen. Zum Tofumachen braucht man nur drei natürliche Zutaten: Sojabohnen, Wasser und… weiterlesen

Kunststoff

Kunst kann man nicht festhalten, Kunst passiert. Es ist wie mit vielen anderen Dingen so. Die Liebe, Glück, Freiheit, ein schöner Moment, ein Lächeln. Flüchtig, nicht greifbar, kann ich nicht festhalten. Was mache ich dann – als Künstler? Das Nichts?… weiterlesen

Mutterpunk – Es wird wieder Zeit!

Die Theatermacherin, Schauspielschulen-Leiterin, Regisseurin Aslı Kışlal, die ich im Augustin schon einmal porträtiert habe, rief letzten Sommer bei mir an und fragte mich, ob ich Interesse hätte, eine queer-feministische Clown_in kennenzulernen. Nac… weiterlesen

Schleich di, du Oaschloch – ein Kommentar

Das war zunächst der angebliche Ausruf eines Augenzeugen, der den Attentäter von Wien weglaufen sah. Unmittelbar nachdem dieses Attentat stattgefunden hat, fand der Spruch rasend schnell Verbreitung in Sozialen Medien. Hintergrund- und Profilbilder w… weiterlesen

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