Augustin 532

Freie Menschen, freier Markt

Vor vier Jahren hat Michelle R. geheiratet. Üblicherweise würden wir das beim Augustin nicht zum Anlass für eine Coverstory nehmen, aber in diesem Fall ließen wir uns von Christof Mackinger und Bettina Fleischanderl überzeugen. Die beiden Stipendiat_innen des Augustin-Reportagestipendiums 2020 lernten Michelle R. nach ihrer Transition zur Frau bei der Hochzeit in der Justizanstalt Mittersteig
kennen. Nach 18 Jahren in Haft lebt Michelle R. nun wieder selbstbestimmt und in Freiheit. Welche Hürden der Wiedereinstieg in den Alltag mit sich bringt und warum «Resozialisierung» hinter Gefängnismauern nicht stattfinden kann, lesen Sie ab Seite 6.
Sozialisierung hingegen, die Überführung von privatem in gesellschaftliches Eigentum, hätte kürzlich in Steyr stattfinden können. Dort stand das LKW-Werk von MAN zum Verkauf. Leider wurde es nicht in Gemein- oder Belegschaftseigentum umgewandelt, sondern an den Industriellen Siegfried Wolf verscherbelt. Was der damit vorhat und warum die Automobil­industrie ein grundlegendes Problem hat, schreibt Heinz Högelsberger in seinem Kommentar auf Seite 14.
Auch die Glasmanufaktur in St. Vinzenz, in der in den 1840er-Jahren «die größten bis jetzt in Österreich verfertigten Spiegelgläser» hergestellt wurden, und zwar «in einem Stück geblasen», ist der Logik des freien Marktes erlegen und hat ihre Pforten geschlossen – allerdings schon im Jahr 1878. Heute liegt das Dorf zum Teil am Grund des Stausees Soboth. Chris Haderer (S. 18) nimmt Sie auf eine Reise ins steirisch-kärntnerisch-slowenische Dreiländereck mit. Mit diesem Urlaub im Kopf und einem Augustin, der acht Seiten mehr hat, verabschieden wir uns in die kleine Sommerpause. Ende Juli sind wir mit der nächsten Ausgabe zurück!

Wir sind eins

Augustinverkäuferin Doris

Ich bin in Benin City aufgewachsen. Nach der Schule habe ich auf dem Markt gearbeitet oder Leute durch die Stadt geführt. Diese Zeit war hart, denn ich habe meine Mutter verlassen und hatte keine Hilfe. In Afrika musst du mit 16 Jahren schon selbstst… weiterlesen

Wer nicht arbeitet, hat Zeit zum Essen

wos is los … beim Augustin

«Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.» Kaum ein Zitat (Original: Paulus) hat sich die Politik – von diktatorischer Zwangsarbeit bis Hartz IV – prominenter angeeignet, um den Arbeitszwang auf eine knackige Formel zu bringen. Im ersten Stock… weiterlesen

Michelle R. trotzt der Desozialisierung

AUGUSTIN-Reportagestipendium 2020

Nach 18 Jahren wird Michelle R. aus dem Gefängnis entlassen. Der österreichische Strafvollzug schreibt sich Resozialisierung und Läuterung auf die Fahnen, hinterlässt aber körperliche und seelische Verletzungen. Wie geht es einer Transperson in Haft,… weiterlesen

Eine Attacke auf die Pressefreiheit

Seit etwas mehr als einem Jahr ist Janez Janša Ministerpräsident von Slowenien. Freie und demokratische Medien bekommen seine Gangart durch Einschränkungen und Kürzungen zu spüren. Ist die Pressefreiheit gefährdet?

TEXT: TANIA NAPRAVNIK


Seit k… weiterlesen

Das MAN-Werk in Steyr – Sittenbild der KFZ-Industrie

MAN ist verkauft. Mitte Juni wurde der Deal über das Steyrer Werk mit Siegfried Wolf besiegelt. Statt Standortgarantie und Zukunftsorientierung stehen Kündigungen und Lohnkürzungen auf dem Programm.

Kommentar: Heinz Högelsberger
Illustration: Lis… weiterlesen

Vorsicht, Delogierungswelle!

Immo Aktuell

Am Wiener Mietenhimmel braut sich was zusammen. Denn seit April können Vermieter_innen coronabedingte Mietrückstände wieder einklagen und Zwangsräumungen veranlassen.

TEXT: Christian Bunke
ILLUSTRATION: Much

Vinzent ist Augustin-Verkäufer. Sei… weiterlesen

Schüler_innen bauen Möblage für Augustin-Hof

im Rahmen der Ehrenamtswochen

Heiß ist‘s im Sommer in der Stadt. Schön ist’s, wenn mensch dann Zeit im Freien verbringen kann. Im Augustin-Hof ist unsere Outdoor-Möblage von Schüler_innen der 6a des Gymnasiums Diefenbachgasse renoviert und erweitert worden. Im Rahmen der WIENXTRA… weiterlesen

Abschied von Sylvanus

Sylvanus ist tot, ein ganz gewöhnlicher Todesfall. Kein spektakulärer Mord wie bei Marcus Omofuma, der vor 22 Jahren bei seiner Abschiebung von österreichischen Polizisten erstickt wurde. Sylvanus wurde auch nicht von Polizisten seines Heimatlandes N… weiterlesen

Dorf ohne Menschen

Vor 150 Jahren war St. Vinzenz eine Hochburg der europäischen Glasproduktion. Heute ist es ein verlassenes Dorf, das zum Teil am Grund des Stausees Soboth liegt. Eine Reise ins Dreiländereck Steiermark, Kärnten, Slowenien.
TEXT & FOTOS: CHRIS HA… weiterlesen

Eines für Zwölftausend

Ausreichend kostenlose öffentliche WC-Anlagen gehören zu einer lebenswerten Stadt. Eine Bestandsaufnahme der öffentlichen Bedürfnisanstalten in Wien, wo gerade ein bedenklicher Weg zum Klo eingeschlagen wird.

TEXT & FOTOS: MICHAEL SCHÖN

«We… weiterlesen

«Da ich selbst einer bin»

Lokalmatador

Erich Stoier weiß genau, wovon er spricht: Er ist Autist, aber er fühlt sich nicht krank.

PROTOKOLL: UWE MAUCH
FOTO: MARIO LANG

Guten Tag, ich heiße Erich Stoier. Ja, Stoier. Mein Familienname klingt für mich niederländisch. Das ist schön. Wir… weiterlesen

«Ich versuche Worte zu finden, die die Leser_innen erreichen»

Mit Junischnee hat Ljuba Arnautovi´c den zweiten Band einer Trilogie vorgelegt, die im Wien des Februar 1934 beginnt. Ein Gespräch über die Literaturwerdung einer Familiengeschichte im Exil.

Text: Barbara Eder
Foto: Nina Strasser

Ljuba Arnaut… weiterlesen

Kunst-Flashmob für Günter Brus

Am 6. Juli findet zum zweiten Mal der Brus Day statt, an dem Künstler_innen den öffentlichen Raum unangekündigt erobern sollen.

TEXT & FOTO: CHRIS HADERER

Günter Brus ist ein österreichisches Schicksal. In den 1960er und 70er Jahren war Bru… weiterlesen

Mit Kasteln raus aus dem Kastl

Musikarbeiter unterwegs … Außendienst Wels, field trip

Elektro Guzzi sind mit ihrem «Live Techno» eine Formation mit internationaler Resonanz. Das Album Trip ist ihre erste reine Trio-Arbeit seit langem.

TEXT: RAINER KRISPEL
FOTO: MARIO LANG

High ist er noch ein wenig, der Musikarbeiter, dabei spi… weiterlesen

Bauland für alle?

Aus der KulturPASSage

Boden für Alle im Architekturzentrum Wien bildet meinen Auftakt zur diesjährigen Biennale for Change unter dem Motto «Planet Love», die sich mit der sorgsamen Pflege unseres Planteten beschäftigt. Die Ausstellung setzt sich mit den Themen, wem Boden … weiterlesen

Wer Ahmet ist

Frame[o]ut: Open Air Kino im Museumsquartier

Soldat beim österreichischen Bundesheer, Amateurboxer, Schauspielschüler, Sohn türkischer Einwanderer – das ist Ahmet (Ahmet Simsek), der Hauptprotagonist in Jannis Lenz‘ Doku-Fiktion Soldat Ahmet. Der Film porträtiert einen jungen Mann mit scheinbar… weiterlesen

Bei den Normalen

Roman

«Lars, der sich vor zehn Monaten albernerweise für den Zivildienst in der Psychiatrischen Anstalt am Stadtrand von Linderstedt gemeldet hatte, betrat die Beschäftigungsstätte pünktlich um halb acht.» Und wir mit ihm. Lars unterbricht die Schule, in d… weiterlesen

MOLDEN RESETARITS SOYKA WIRTH

Schdean

Alle Jahre wieder, gleich wie die Sternsinger, begeben sich Ernst Molden und seine Kumpane auf eine Reise dem Schdean hinterher. Im vorliegenden Fall zu viert dreht sich die Suche nicht um ein Neugeborenes, sondern um eine magische Text-Ton-Harmonie…. weiterlesen

GOLDKANTE

Ohrfeigenlandschaft

Augustin-Musikarbeiter Rainer Krispel «krispelt» wieder! Im letzten Jahr hat sich der auf Wiener Friedhöfen professionell als Trauerredner und Trostspender auftretende Punk wieder den gebellten Wortkaskaden verschrieben. Goldkante heißt das neue Vehi… weiterlesen

Eine Ordnung im Chaos

Ein Denken ohne Ende

Ein Wach sein

Ohne Unterlass

 

Ein Fragen

Ein in Sich Verwerfen

Ein Tun und Sagen

 

Doch nichts dahinter

 

Ein Sich Entschuldigen

Ein Plagen und Fragen

Immerzu

 

Ein Z… weiterlesen

Cherchez La Femme: Dein Atem das Füttern der Wörter

Mayröcker geht

Wieso ich dich duze? Damit ich dir nahekomme. Damit eine bourgeoise Form der Distanz die finale Annäherung nicht zerstört, die ich hier versuche durchzuführen, die mir so schwerfällt. Über dich zu schreiben, verlangt mir viel ab. Ich sah dich ja nur … weiterlesen

Grundundboden statt Grüßgott

Es war einmal eine Gemeinde, die agrarische Flächen zu einem Industriegebiet umwidmen wollte. Korrekter formuliert: Der Bürgermeister wollte es so. Nicht nur die Leute, die ihn gewählt hatten, waren zufrieden: An allen Ecken fehlte es der Gemeinde an… weiterlesen

Ein Platz der Schande

Herr Groll auf Reisen, 397. Folge

Auf dem Weg von der Urania zum Nestroyplatz nahmen der Dozent und Herr Groll die Tempelgasse. Vor drei hohen weißen Säulen hielten sie inne. Hier sei der Eingang zum berühmten Psychosozialen Zentrum ESRA, erklärte der Dozent. «Es wurde vor fünfundzwa… weiterlesen

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