Augustin 538
Kontemplation und Korruption
Ein pinkes Kugerl liegt im Kies, unweit davon steht ein Grüppchen von Erwachsenen, die ihm mit ihren schweren Metallkugeln so nahe wie möglich kommen wollen. Das Kugerl heißt Cochonnet, en allemand: Schweinderl, nicht etwa weil es Glück bringt, sondern weil es in Pétanque-Urzeiten angeblich aus Schweineknochen gedrechselt wurde. Heute ist Pétanque ein veganes Spiel. Man spielt es im Augarten, vorm Museumsquartier, an der Roßauer Lände und zur Not auch direkt neben dem Ballkäfig im Ludo-Hartmann-Park. Dort, sagt Agnes
Fekete, ihres Zeichens Sektionsleiterin des WSC Pétanque, sei es aber zu hektisch für das oberste Pétanque-Prinzip: die Kontemplation. In der
Coverstory (S. 6) von Hannes Gaisberger und Michael Bigus erfahren Sie mehr über diese metallkugelwerfende Zunft.
Unsere «Augustinerin» (S. 3) ist diesmal Jana Madzigon. 2019 kam das erste Mail von Jana im Redaktions-Posteingang an, sie würde bei Bedarf gern mal für den Augustin fotografieren. Seither ist sie nicht mehr wegzudenken aus der Equipe der Fotograf_innen, die dafür sorgen, dass der Augustin immer fesch beianand und mit Respekt bebildert ist. Für die vorliegende Ausgabe hat Jana Madzigon den Medienwissenschaftler Fritz Hausjell (S. 10) vor die Kamera gebeten. Er erläutert aus gegebenem Anlass, was Inseratenakquise mit Korruption und Umfragewerte mit Bestechlichkeit zu tun haben, und warum ein Boulevardblatt wie der Augustin auf diesem Wege wohl nie zu einem gemästeten Sparschwein kommen wird. Macht nichts. Denn wir haben ja Sie, die ihn alle zwei Wochen auf der Straße kaufen und damit seine Existenz und den Genuss der Pressefreiheit sichern – danke dafür!